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Vor 50 Jahren: Zum Tode Boris Blachers

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Neue Musikzeitung, XXIV. Jg., Nr. 1, Februar/März 1974
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Der Witzigste war er von allen und damit Angehöriger einer unter modernen Komponisten nicht eben häufig vertretenen Spezies: Boris Blacher, langjähriger Präsident und Ehrenpräsident der Berliner Akademie der Künste, ehemaliger Musikhochschuldirektor, Autor vieler Opern und Konzertwerke. Unvergessen sein amüsanter Dialog mit Karlheinz Stockhausen irgendwann Ende der fünfziger Jahre bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. 

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Als Stockhausen, damals hingerissen von seinen eigenen seriellen Rechenspielereien, in einem Seminar wieder einmal tiefschürfende mathematische Ableitungen vornahm, stand Blacher auf und verschaffte sich mit dem Satz Gehör: „Herr Stockhausen, von Musik verstehe ich ja vielleicht nichts, aber als gelernter Mathematiker muß ich sagen, daß Sie sich verrechnet haben.“ […] Als Komponist ließ er sich vor allem vom antiromantischen Impuls des Neoklassizismus und vom Jazz inspirieren. Rechnerisches Kalkül blieb seiner Musik nicht fremd; gleichwohl nahm es immer eine untergeordnete Rolle ein. Locker, geistreich und flüssig geben sich die bekanntesten Stücke von Blacher, etwa die virtuosen Paganini Variationen für Orchester. Der Verzicht auf Pathos und Expression, aber auch auf konstruktive Verdichtung führte in den Spätwerken zu einer gewissen Ausdünnung, zu einer vielleicht nicht ganz freiwilligen Askese. 

Auf der Höhe der Zeit war Blacher, kurz nach dem Krieg mit seiner „Abstrakten Oper Nr. 1“. Eine Reihe namhafter Schüler wurde von ihm ausgebildet, darunter Gottfried von Einem, Giselher Klebe, Heimo Erbse, Claude Ballit, Aribert Reimann und Hans Ulrich Engelmann. 

H.K., Neue Musikzeitung, XXIV. Jg., Nr. 1, Februar/März 1974

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