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Die Vier stehen in einem barock anmutenden Saal mit feinem Parkett, rotem Teppich, fein verziertem Türrahmen und einem aufwändigen kegelförmigen Ofen.

Festivalgründerin Masha Dimitrieva (2.v.l.) mit v.l.n.r. Igor Loboda, Susan Oswell und Hans-Michael Rummler. Foto: Peter Euringer.

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Im Spiegelsaal meisterlich gespie(ge)lte Musik

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Zum Festival „Musikzeit gespiegelt“ in Eichstätt
Vorspann / Teaser

Anlässlich des Festivals „Musikzeit gespiegelt“ (ermöglicht durch Tonkünstler Live Spezial) erklang am 25. Oktober 2023 der Spiegelsaal der Residenz in Eichstätt erneut. Diesmal unter dem Titel „Monologe“, der den Bogen zwischen emotionaler Tiefgründigkeit und pianistischer Leichtigkeit spannte.  

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Susan Oswells „Three Preludes for Piano” waren als erstes zu hören. Die Komponistin hat eine vielseitige Kariere hinter sich. So kann sie etwa auf ein Wirken als Solotänzerin zurückblicken, das sie letztlich zur Komposition führte. Ihre „Preludes“ sind eines der wenigen Werke für Klavier der Engländerin. Mit pianistischer Ausdruckskraft und hin und her wechselnden Melodien wurden die Zuhörer direkt in das erste „Prelude“ geführt. Plätschernde romantische Linien mit abwechselnden Dur- und Moll-Akkorden wurden meisterhaft von Masha Dimitrieva vorgetragen. Mit einem tiefen Ton mit Vorschlag begann das zweite „Prelude“, das im Gegensatz zum ersten eher mystisch dramatischer wirkte und Duolen gegen Triolen laufen ließ. Mit pianistischer Eleganz und einem offenen Akkord, der sich in einem überraschenden Arpeggio des dritten Satzes auflöste, wurden die Zuhörer weitergetragen. Über kantable Linien und kurz auftretende Dissonanzen fand ein Klangbad der Emotionen statt. 

Dass die Pianistin sich selbst mit den aufgeführten Werken identifizierte und ihr ganzes Herzblut in die Interpretation steckte, konnte man auch bei Igor Lobodas Werken erkennen. Georgische Folklore gemischt mit Jazz und „seine Seele, die er in seinen Werken ausdrückt“, so beschrieb Dimitrieva den Stil des Komponisten. Begonnen wurde mit „Tbilisoba“ einem georgischen Fest, das nur so voller Leidenschaft und Fröhlichkeit sprühte. Energiegeladen bauten sich Melodien auf, die sich dann kecken ausdrucksstarken Läufen hingaben. 

Zwei Etüden folgten. „Etüde Nr. 3“ begann mit Tonrepetitionen und überkreuzenden Händen, die die technische Exaktheit der Pianistin demonstrierten. Die „Etüde Nr. 5“, die den Namen „Corona“ nachträglich erhielt, schöpfte den Ambitus des Klaviers voll aus. Ein wildes Durcheinander entstand, das affektgeladen ein Ende fand. Mit dem Werk „Fest in der Zeit der Pest“ wurde eine weitere Komposition dem chaotischen Leben in einer ausnahmslosen Situation gewidmet. Mit einem Zitat des „Walzers“ aus der „Fledermaus“ von Johann Strauss, das immer wieder durchweg zu hören war, wurde die Ausgelassenheit des Festes karikiert. Affektgeladene Akkorde ergossen sich in wilden Läufen, die in einem leisen piano endeten.  

Damit leitete Dimitrieva perfekt in Lobodas „Walzer in 4“ über, welchen die Pianistin als „was ganz Leises“ betitelte. Das außerordentliche Gespür für Musik der Künstlerin konnte man durch die abwechslungsreiche Anordnung der Werke erkennen. Darauf folgte „Latino Sempre“, ein Herzensstück der Pianistin. Mit südamerikanischer Leidenschaft und flinken Fingern wurden Synkopen und rhythmische Besonderheiten herausgearbeitet.

Die Uraufführung des Abends stammte von Hans-Michael Rummler. „Triste Welten, Zehn Monologe“ verarbeitete auch hier thematisch das Material der Pandemie der letzten Jahre. Dabei wollte der Komponist „Situationen, Momente, Stimmungen und Lebensgefühle vertonen“, wie Dimitrieva erklärte. Pendelbewegungen in beiden Händen standen den immer wieder vorkommenden Kontrasten gegenüber. Das Gefühl der Zeitlosigkeit verstärkte sich, wurde dann aber mit Dissonanzen und hohen schrillen Tönen im nächsten Monolog abgelöst. Pausen und abreißende Töne markierten die Einsamkeit und das Schweigen, das der Komponist vertonen wollte. Die Stille im Saal war zum Zerreißen gespannt, so ausdrucksstark und doch dramatisch interpretierte die Pianistin die Werke. 
„Um den Abend optimistisch abzuschließen“, wie Dimitrieva den Komponisten und Lebenskünstler Gordon Sherwood ankündigte, waren noch „Twelve Variations on a Blues Theme, op. 33“ zu hören. Leichtigkeit gepaart mit einem gewissen Grad an Komplexität begeisterten das Publikum. Die abschließenden drei Stücke aus dem „Boogie-Canonicus, op. 50“ kombinierten die Form des Kanons mit dem Stil des Boogie. Höchst anspruchsvolle Technik wurde von Dimitrieva meisterlich umgesetzt und demonstrierte erneut ihr pianistisches Können. 

Ein Abend voller Emotionen, der den perfekten Abschluss des Festivals „Musikzeit gespiegelt“ markierte. 
 

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