[...] Da der als weltweit größtes Handelsunternehmen geltende Versandhaus-Multi auch Musikalien, Noten, Musik-Fachbücher und so weiter im Sortiment führt und diese von Bad-Hersfeld aus an Kunden in ganz Deutschland versendet, macht der amazon-Skandal auch die Musikbranche zutiefst betroffen. [...]
Große Wellen schlug der Bericht der ARD: „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“ vom 13.02.2013. Investigative Journalisten des Hessischen Rundfunks deckten mit dem Film von Diana Löbl und Peter Onneken unglaubliche Machenschaften des multinational tätigen US-Konzerns amazon auf. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, CDU, reagierte prompt, forderte Aufklärung über Arbeitsbedingungen und warnte vor möglichem Lizenzentzug der involvierten Leiharbeitsfirma. Da der als weltweit größtes Handelsunternehmen geltende Versandhaus-Multi auch Musikalien, Noten, Musik-Fachbücher und so weiter im Sortiment führt und diese von Bad-Hersfeld aus an Kunden in ganz Deutschland versendet, macht der amazon-Skandal auch die Musikbranche zutiefst betroffen.
Schnell reagierte der Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte e.V., GDM, indem er in seinem internen Online-Forum die angemessene Reaktion des Musikfachhandels diskutiert. Hier gibt er seinen Mitgliedern den offenen Brief des Verlegers Christopher Schroer, CH.SCHROER Verlag, zur Kenntnis, in dem dieser schier unglaubliche Konditionen offenlegt, welche amazon seinem Verlag diktiert hat. GDM-Präsident Arthur Knopp und die Vorsitzende des Fachverbandes Musikalien im GDM, Daniela Zimmer, sind seit dem dabei, die erforderlichen Gespräche mit Musik-Verlagen zu führen, deren Erzeugnisse bei amazon gelistet sind. Hierbei soll nicht unerwähnt bleiben, dass einige Musik-Verleger sich schon immer geweigert hatten, amazon zu beliefern, da diese ihre Verlagsartikel ausschliesslich über den Musik-Fachhandel vertreiben.
Ein weiterer Skandal, der auch amazon betrifft, war am 15.02.2013 Thema des Finanzminister-Treffens der G-20 Staaten in Moskau. Hier suchte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, CDU, zusammen mit seinen Amtskollegen der übrigen 19 wichtigsten Industrie-Nationen nach Lösungen für das Problem, dass große, multinational agierende Konzerne, wie etwa amazon, in den Industrieländern, in denen sie ihre Hauptgeschäfte machen – also auch in Deutschland – kaum Steuern zahlen. Laut einer OECD-Studie gelingt es den Multis durch geschicktes Ausnutzen von Schlupflöchern der jeweiligen nationalen Gesetze, ihre Steuern auf 5 % des Gewinns zu reduzieren, während kleinere Unternehmen – also insbesondere der heimische Mittelstand – bis zu 30 Prozent ihres Gewinns als Steuern an den Staat abführen müssen.
Bei dieser Gemengelage stellen sich innerhalb der Musik-Branche einige Fragen:
- Wollen deutsche Musikverlage, Instrumentenhersteller, Musikfachhändler, Musikerinnen und Musiker den US-Multi amazon weiter steuerlich „subventionieren“?
- Wollen sich deutsche Musikverlage und Instrumentenhersteller weiter Konditionen diktieren lassen, die hart an (oder bereits jenseits?) der Grenze zur Legalität bzw. Sittenwidrigkeit liegen?
- Wollen deutsche Musikverlage und Instrumentenhersteller die lokalen Musik-Fachgeschäfte weiter aushungern, indem sie einen höchst fragwürdigen ausländischen Versandhandels-Giganten beliefern?
- Will die Musikbranche „moderne Sklavenarbeit“ durch Zusammenarbeit mit amazon unterstützen?
- Wollen Musikerinnen und Musiker – nebst Schülerkreis – durch Bestellungen bei amazon das Sterben des heimischen Musik-Fachgeschäfts vor Ort weiter befördern?
Aus Sicht eines Verbandes der Musik-Branche kann es hier eigentlich nur eine Antwort geben: Musikalien, Noten, Bücher, Musikinstrumente usw. kauft man im Musik-Fachhandel! Wer kein Musik-Fachgeschäft vor Ort hat, kann per Telefon, Fax, E-Mail im nächstgelegenen Musik-Fachgeschäft bestellen oder in dessen Online-Shop. Jedes gute Musik-Fachgeschäft liefert auch per Versand. Eines fragwürdigen Versandhandels-Multis wie amazon bedarf es hierfür nicht! Weiteres, sowie Wortlaut des oben genannten offenen Briefes auf: www.dtkv-brandenburg.org/