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Musik an zwei Flügeln als farbenreiches Kaleidoskop

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Erfolgreiches Zusammenspiel von DTKV und Musikschule
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Dass Musik an zwei Flügeln, mal vierhändig, mal achthändig präsentiert, ein farbenreiches Kaleidoskop an Ausdrucksmöglichkeiten darstellen kann, bewiesen neun Pianistinnen und Pianisten mit der Auswahl ihrer Stücke im Konzert „ZusammenSpiel“ am 21. Juni im Kulturzentrum PFL Oldenburg.

„Nach der ‚Langen Nacht der Musik‘ gibt es keinen besseren Beginn dieses Konzerts als Griegs ‚Morgenstimmung‘“, begrüßt Musikschulleiter Holger Denckmann die Gäste nach dem ersten Werk und erntet wissendes Schmunzeln, ist doch das opulente musikalische Angebot des vorhergehenden Abends in Oldenburg und Umgebung seit Jahren ein Magnet.

Griegs „Morgenstimmung“ aus der Suite op. 46 zaubert auch an zwei Flügeln eine romantische Atmosphäre, während „Display II, Portrait of Mozart for 2 pianos 8 hands“, eine Komposition des Esten Raimo Kangro, eine eigenwillige Ausdeutung des Klassikers ist. Über dem motorischen Eingangs-Ostinato entfalten Christiane Abt, Ruth Ense, Gabriele Hoeltzenbein und Ronald Poelman schnelle Staccato-Läufe, setzen in der gewählten Sonatenhauptsatzform dynamische Akzente, die Eleganz, Brillanz und Architektur des Klavierwerks von Mozart spotartig beleuchten und in überraschend „klassischem“ Schluss münden.   

Gabriele Hoeltzenbein und Ronald Poelman zünden in der Transkription von Poulencs Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-Moll ein sprühendes Feuerwerk an Leichtigkeit, intelligentem Witz und Übermut. Chanson, Varieté, der Jargon der Straße, ja sogar ein Gamelan-Orchester gestalten den köstlichen Spaß, in dem auch brillante Analogien ihren Platz haben, etwa das lyrische Thema à la Mozart im Larghetto. Bravourös nehmen Hoeltzenbein und Poelman Poulencs parodierendes Spiel mit traditionellen Formen und Figuren auf, sind ganz in der Musik und bei sich, die Zuhörer spüren unmittelbar die liebevolle Intensität ihres Spiels.
Christoph Kellers „Memento mori“ für zwei Klaviere zu vier Händen, das er zusammen mit Dorit Kohne spielt, beschäftigt sich mit den Themen Geburt und Tod, Übergang und Verwandlung, wie Keller einleitend erläutert. Zitate aus Mozarts Requiem werden in der Komposition kunstvoll miteinander verflochten. So steht das gregorianische „Dies irae“ mal im Kontrapunkt zum „Lacrimosa“, mal zur Kyrie-Fuge. Bekannte Harmonien erweitern sich zu neuen Klangdimensionen, die Bitte um Erbarmen wird aufgesplittert, regelrecht atomisiert – ein Spiegel der unmenschlich gewordenen Gegenwart. Der tröstlich anmutende Schluss bekennt sich zur Verwandlung irdischen Seins in einen Zustand der Erlösung. Das lange Schweigen des Publikums nach dem Verklingen des letzten Akkords signalisiert, dass Kellers Botschaft verstanden wurde.

Schließlich verraten wippende Füße im Publikum und der lange Applaus nach Moszkowskis „Spanischen Tänzen“ op.12, gespielt von Ruth Ense, Gerke Jürgens, Christel Kelemen und Adrian Rusnak, dass das „ZusammenSpiel“ an zwei Flügeln, egal ob vier- oder achthändig, zweifellos seinen eigenen, überzeugenden  Charakter hat.

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