Das ambitionierte Orchester bestehend aus engagierten Musikstudierenden und aus etablierten Profiorchestermusikerinnen und -musikern wagt sich nun mit über 200 Mitwirkenden an Mahlers Auferstehungssinfonie, über Neujahr tourt es in China. Oliver Fraenzke spricht für den DTKV Bayern mit Franz Deutsch, 1. Vorsitzenden der Neuen Philharmonie München.
Talentschmiede mit Tiefgang
DTKV: Die Neue Philharmonie München sieht sich als Talentschmiede von Musikstudierenden, die Seite an Seite mit erfahrenen Orchestermusikerinnen und -musikern auftreten. Was sind denn die größten Vorteile für die Studierenden, an solch einem Projekt teilzunehmen?
Franz Deutsch: Durch die hervorragende Dozentenarbeit in den Stimmproben entsteht ein viel größeres Qualitätsbewusstsein, als es bei einem Konzept aus ausschließich Tuttiproben möglich wäre. Deswegen ist die Auswahl der Dozenten vom BR, Staatsorchester oder Hochschulprofessoren besonders wichtig. Und diese Dozent*Innen machen diese Arbeit auch sehr gerne, da sie sehen, dass die Studenten lernwillig sind, weg von der oberflächlichen Muggen-Mentalität. Zudem gibt es wichtige Kontakte auch bezüglich Erasmusinteressen.
DTKV: Wer nimmt alles bei der Jungen Philharmonie teil? Und was sagen die etablierten Orchestermusiker zu den Projekten?
Deutsch: Der Zuspruch kommt von 18-jährigen Erstsemester-Studenten bis zu 30-jährigen, schon im Berufsleben stehenden Profimusiker*innen. Das Gros ist etwa 23 Jahre alt. Alle schätzen den Tiefgang der Ausbildung, weg vom Profi-Orchesteralltag. Beim Profialltag muss aus Kostengründen alles sehr schnell gehen.
Celibidache hat seinen Vertrag in München unterschrieben, nachdem er die Zusage von längeren Probenzeiten bekam. Das hat mich sehr beeindruckt und geprägt. Wir sehnen uns doch alle nach dem „Musenkuss“: Und der kommt halt nur, wenn mehr in „die Tiefe“ geprobt wird.
DTKV: Kommen denn teils auch die Solisten und Dirigenten aus den Reihen der Studierenden?
Deutsch: Tatsächlich haben wir inzwischen 2 hervorragende Dirigenten mit Johannes Zahn und Simon Edelmann, die früher, jeweils als Cellisten im Orchester mitgewirkt und sich dann für die Dirigentenlaufbahn entschieden hatten, sie wirken neben der Arbeit bei uns als 1. Kapellmeister in Darmstadt und ebenso im Vogtland-Orchester. Erfreulicherweise hatten wir mit Yoel Gamzou, Oksana Lyniv, Joseph Bastian und nicht zuletzt unserem Chefdirigenten Fuad Ibrahimov ein sehr gutes Händchen, damals noch sehr Unbekannte zu verpflichten.
DTKV: 2025 jährt sich die Gründung der Neuen Philharmonie München zum zwanzigsten Mal. Was waren denn Ihres Erachtens die spannendsten Projekte?
Deutsch: Höhepunkte waren, mit Dirigent Ulrich Weder die Welt von Haydn und mit Yoel Gamzou die Welt von Mahler kennen zu lernen sowie mit Fuad Ibrahimov in die Spätromantik und den Impressionismus einzusteigen. Ein ganz besonderes Highlight waren die Opernproduktionen in Oberammergau in Zusammenarbeit mit Christian Stückl und dem Dirigenten Ainars Rubikis. Nabucco und der fliegende Holländer waren hervorragende Produktionen, die alle, Musiker wie Publikum, begeistert hatten.
Die Orchesterreisen, neben Italien und Frankreich, waren jemals zwei Mal in Aserbeidschan und in China besonders spannend.
DTKV: Auftakt zum Jubiläum bietet die nunmehr zweite Chinareise über Neujahr hinweg. Wo tritt das Orchester auf und wie kam es dazu?
Deutsch: Die aktuelle Chinaeinladung resultiert aus sehr erfolgreichen Konzerten 2015 in Hongkong und Umgebung. Dieses Mal gibt es zwei bis drei Konzerte in Shenzhen. Unsere YouTube-Produktion von Tschaikowsky 4 kam dabei sehr gut an und soll jetzt auch in China gespielt werden.
Konzert-Tipp
Sonntag, 16. März 2025, 19.00 Uhr, Münchner Herkulessaal. 20 Jahre Neue Philharmonie München (Fuad Ibrahimov: Dirigent; Lydia Teuscher: Sopran, Natalie Lewis: Mezzosopran, orpheus chor münchen, Ammergauer Motettenchor, Neue Philharmonie München). Mahler: Symphonie Nr. 2.
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