Das Onyx Klavierduo, bestehend aus Marie-Thérèse Zahnlecker und Jonas Gleim präsentiert auf seiner neuesten CD- & Pure Audio Blu-ray-Publikation „Souvenirs“ (IAN Records) bekannte wie unbekannte Werke für Klavier vierhändig: Samuel Barbers Souvenirs op. 28 als Titelstück, Leo Smits Divertimento als gelungene Entdeckung, Ma mère l’Oye von Ravel und die Sonate C-Dur KV 521 als wohlbekannte Meisterwerke der Gattung.
Verschmelzende Hände
Die gelungene Kombination aus etablierten Werken und Neuentdeckungen lässt aufhorchen: obgleich aus verschiedenen Zeiten und Kulturen stammend, fügen sich die vierhändigen Musikstücke nämlich problemlos in eine Einheit zusammen – was besonders dadurch erstaunt, dass sich Mozart als „ältester“ der Komponisten sogar am Ende wacker hält nach Ravel. Und auch optisch besticht das physische Produkt aufgrund der explosiven Kraft der Kunstwerke von Isabel Roos, welche Cover und Booklet zu wahren Augenweiden avancieren lassen. So ist die CD (oder auch die beiliegende Pure Audio Blu-ray) schnell gegriffen und eingelegt!
Die eröffnenden und namensgebenden Souvenirs op. 28 von Samuel Barber machen sogleich Lust auf mehr. In ihrer fröhlichen Leichtigkeit und Unbeschwertheit laden die knappen Charakterstücke ein, sich vollkommen in den Tönen zu verlieren. Sie pochen nicht auf den Anspruch epochaler Werke, sondern geben sich sympathisch bescheiden, glimmende Funken durchaus anspruchsvoller und abwechslungsreicher Unterhaltungsmusik, Erinnerungen an ein längst verändertes New York knapp vierzig Jahre vor der Komposition dieser Rückblicke.
Über Mozart und Ravel muss nicht weiter gesprochen werden, ist doch die Größe ihrer Kompositionen allgemeinhin bekannt und nur zu unterstreichen. Doch schleicht sich da ein Leo Smit ein und begehrt auch in den Olymp auf. Sein Divertimento gestaltet sich als lohnenswerte Entdeckung dieser CD und fügt sich unauffällig auch zwischen die zuvor genannten Giganten ein. Luzide seine Klangsprache, subtil die Wirkung und doch durchschlagend im Eindruck, den er hinterlässt, weist die Handschrift von Smit ausgereifte Eigenständigkeit auf, die dabei aber auch die Beschäftigung mit den Komponisten von Wiener Klassik bis zu seiner eigenen Zeit durchschimmern lässt. Fragile Klangflächen und fragende Motive beschreiben ein atemberaubendes Gespür für Timing und Form, wagen den Sprung ins Unbekannte, ohne jemals den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Marie-Thérèse Zahnlecker und Jonas Gleim unter dem gemeinsamen Nenner Onyx Klavierduo beweisen hohe technische Meisterschaft auf ihrem Instrument, präsentieren lichtes und minutiös präzises Klavierspielen, ausgestattet mit allen mechanischen Werkzeugen. Namentlich das differenzierte Piano- und Pianissimospiel darf hervorgehoben werden, welches ganz eigene Klangwelten ergründet. Die beiden Pianisten verschmelzen dabei auf unerhörte Weise zu einer Einheit, die jede noch so kleine Phrase gemeinsam fühlt und umsetzt. Bei all dieser Meisterschaft keimt nur nicht immer jeder Funke, der aus tadellosen Linien etwas Überirdisches entstehen lassen würde – namentlich bei den langsamen Sätzen von Ravel, gelegentlich auch bei Mozart spürbar: Dies könnte allerdings auch an der direkten Aufnahmetechnik liegen, welche zwar die Klarheit und makellose Gleichförmigkeit betont, in der Studioakustik allerdings wenig Hall erlaubt und somit das Spiel aus Nähe und Entfernung unterminiert. Doch dies nur ein kleines Manko angesichts der minutiösen Ausarbeitung der Stücke und dem Entdeckungswert von Leo Smit.
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