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Schüler der Warnowschule Papendorf beim „Tag der Musik“ (Band und Popchor). Foto: Jan-Peter Koch
Schüler der Warnowschule Papendorf beim „Tag der Musik“ (Band und Popchor). Foto: Jan-Peter Koch
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Spannender „Tag der Musik“ in Rostock

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Projekt von HMT Rostock, Warnowschule Papendorf und der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
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Die überwiegende Mehrzahl der musikalischen Projekte, die in allgemeinbildenden Schulen stattfinden, sind auf einer eher rezeptiven Ebene angelegt: Sei es, dass ein Opernprojekt für bestimmte Klassenstufen in der Aula vorgestellt wird, sei es, dass einige Orchestermusiker ihre Instrumente vorstellen, sei es, dass Neue Musik von ambitionierten Komponisten in Oberstufenkursen erläutert wird.

Isolde Malmberg (Musikpädagogikprofessorin für den Bereich Grundschule an der HMT Rostock) ging den genau umgekehrten Weg und überlegte, wie man eine ganze Schule mit knapp 650 Schülern und deren individuellen Musizierinteressen und -kompetenzen aktiv musizieren lässt, und zwar so, dass sich jeder Schüler einbezogen und ernst genommen fühlt. Das Projekt „Tag der Musik“ wurde in Zusammenarbeit mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern realisiert, deren Partner die Warnowschule in Papendorf ist. Wichtigster Unterstützer für die Umsetzung dieses Projekts waren die etwa 70 beteiligten Studenten und 12 Dozenten der Hochschule für Musik und Theater Rostock.

Hier erwies sich die maßgeblich von Oliver Krämer gestaltete Konzeption sogenannter „Instrumentalpraktischer Kurse“ als ein Fundus nicht nur guter Ideen für den „Tag der Musik“, sondern auch hilfsbereiter und begeisterungsfähiger Studenten. Die „Instrumentalpraktischen Kurse“ können von Lehramtsstudenten statt des dritten künstlerischen Nebenfachs und – je nach Kapazität – auch als zusätzliches Freifach angewählt werden, so sie im Hauptfach Gesang oder Klavier studieren. Unter diesen Kursen gibt es unter anderem Saxophon, Cello, Cajon, Gitarre oder Bandinstrumente.

Die Studenten trugen am „Tag der Musik“ die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie in diesen unterschiedlichen Kursen erworben hatten (teilweise unter Begleitung der Dozenten, teilweise auch allein agierend), in die Schule, um mit unterschiedlich gro-ßen Gruppen die vorbereiteten Arrangements auszuprobieren und dann am frühen Nachmittag in einem großen Abschlusskonzert auch den Mitschülern zu präsentieren.

Aus musikpädagogischer Perspektive möchte ich ein Projekt etwas detaillierter beschreiben: den zweimal stattfindenden Kurs „Band und Popchor“, den die Studierenden des „Instrumentalpraktischen Kurses: Bandinstrumente“ vorbereiteten und leiteten. Die 25 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler durften gemeinsam mit den Studenten ein Arrangement eines aktuellen Popsongs erarbeiten, der nach Möglichkeit auch instrumental von den Schülern realisiert werden sollte. Der Song war so ausgewählt, dass Schülerinnen und Schüler mit basalen Gitarrenkenntnissen die Gitarren-, Ukulelen- und Bassgitarrenparts (die jeweils ein Student/eine Studentin in Kleinstgruppen einübte) zu übernehmen in der Lage waren. Auch der Popchor konnte das Lied intonationssicher und im Refrain sogar zweistimmig singen, sodass im abschließenden Konzert sichtbar wurde, dass es möglich ist, mit relativ unerfahrenen Schülern der Klassenstufen 5–9 einen Popsong präsentationsreif zu erarbeiten. Die Studierenden reflektierten im Anschluss, dass sie viele Aspekte der Probenmethodik und Binnendifferenzierung, die wir im Kurs besprochen hatten, aufgreifen, ausprobieren und anwenden konnten. Dem Autor (der seit vielen Jahren in der Referendarsausbildung als Fachleiter für Musik tätig ist) wurde hier wieder einmal vor Augen geführt, von welch grundlegender Wichtigkeit die praktische Anbindung von theoretisch besprochenen Seminarinhalten für die Ausbildung in der ersten Phase ist. Die didaktisch-methodischen Aspekte des Klassenmusizierens werden Studenten nur dann wirklich erfassen, wenn sie selbst die Möglichkeit haben, sie handlungsorientiert zu erfahren.

Und genau diese Erfahrungen wurden den Studenten am „Tag der Musik“ ermöglicht, da es nicht nur die unterschiedlichsten Projekte und Instrumente für die Schülerinnen und Schüler zu entdecken gab, sondern die Studenten sich auch mit unterschiedlich großen und heterogenen Gruppen konfrontiert sahen und sie im Anschluss reflektierten, dass man schon über ein umfangreiches Methodenrepertoire verfügen muss, um einen hohen Anteil effektiver Lernzeit für die Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten und dass es ebenso mit Schwierigkeiten verbunden ist, aus Kleingruppen in der Erarbeitung dann eine Großgruppe für die musikalische Präsentation zu formen.

Die Ergebnisse des Abschlusskonzertes zeigten, dass die Studenten hervorragend mit den Schülerinnen und Schülern gearbeitet haben und die Kinder und Jugendlichen erfahren haben, dass Musik Spaß macht, aber auch mit Anstrengung verbunden ist. Auf die abschließende Frage der Schulleiterin, ob der Tag Freude bereitet habe und man ihn möglicherweise wiederholen sollte, brach ein frenetischer Jubel unter Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern aus, was den Studenten und Dozenten (vor allem mit Blick auf die strahlenden Kindergesichter) Lohn für die Mühen der Vorbereitung und Durchführung dieses „Tags der Musik“ war.

In unregelmäßiger Folge berichtet die GMP zukünftig unter dieser Rubrik über Projekte von GMP-Mitgliedern.

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