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Titelseite der nmz 2024/02

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Leid-Kultur?

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Editorial von Theo Geißler
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Derzeit faked auf diversen „Info“-Plattformen im Netz eine Stellenausschreibung des „Bundesamts für Migration und Flüchtlinge“. Man suche gut tausend Menschen für Dokumentationen in Wort und Bild. Diese Statisten sollten möglichst dick sein und bei „Demonstrationen gegen rechts und bei Protesten gegen Abschiebungen“ auftreten. Als Vergütung gebe es Mindestlohn plus Zulagen. Außerdem übernehme das Bundesamt die Reisekosten. Spätere Verbeamtung nicht ausgeschlossen.

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Seit Weihnachten fuchtelt unser Kanzlerkandidat Friedrich Merz mit dem ambivalenten Reizbegriff „Leitkultur“ muffigen Brodem in seine Auftritte. Echt deutsch sind scheints Gartenzwerge, Eiserne Kreuze und Weihnachts-Grün. Demnächst auch Stammbäume, die Geburt in deutschen Landen über wenigstens drei Generationen als Voraussetzung für das persönliche Entwicklungspotential mentalen schwarz-rot-goldenen Wertebewusstseins beweisen? Kulturell hilfreich: Wiedereinführung der ersten Strophe der Deutschland-Hymne. Der Badenweiler-Marsch als Schritt-Vorlage für die Bundeswehr bei Staatsbesuchen. Das Horst-Wessel-Lied in die Schul-Gesangsheftlein.

Nahebei bröselt grade eine Brandmauer, die vor dem Gebrauch des jährlich gekürten „Unwortes“, diesmal „Remigration“, warnen sollte. Ein rechter Flügel aus Panzertitan der nazinahen und identitären Szene, darunter AfD-Abgeordnete, Vertreter der selbsternannten „Werte-Union“ und braune geldige Sponsoren fand bei einer Art Neo-Wannseekonferenz zusammen.  Röhrte auf Elfenbein-Krumm-Hörnern „Deutschland den Deutschen“ – und dachte ernsthaft und laut darüber nach, wie man den durch eingeschlichene Ausländer und moralisch verkommene Mitte- oder Links-Wähler verdreckten arischen Volkskörper reinigen könne. An die 15 Millionen Unbürger könnte man doch in billigen One-Way-Flügen über der Ostsee vor Russlands Küste abwerfen. Fällt dort niemand auf und sorgt hierzulande für dringend benötigten Wohnraum. Angetrieben von der odelverströmenden Dauerjodelkurse veranstaltenden KI-Puppe Aiwanger sah sich Bayerns Ministerpräsident Söder veranlasst, nicht nur die Rundfunk-Klangkörper zu halbieren. Die divers versifften und weitgehend unweißen Ballett-Ensembles könnte man, der Remigrationsidee folgend, gleich mit auszumerzen. An ihre Stelle treten dann zumindest in den Staatsopernhäusern Schuhplattler und Goaßl-Schnalzer, DNA-gecheckt. Die „oide“ Bayernhymne wird durch das völkisch cleane Beckenbauer-Lied „Gute Amigos kann niemand trennen“ ersetzt. Beispielhafte Leit-Kultur eben. 

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