Worms - TV-Produzent Nico Hofmann («Unsere Mütter, unsere Väter») kann die Forderungen der freien Kunst- und Kulturszene nach staatlicher Hilfe in der Corona-Krise nachvollziehen. «Ich war auch jahrelang selbstständig und verstehe das», sagte der Geschäftsführer des Filmunternehmens UFA. Über das Thema gebe es derzeit einen starken Dialog mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters.
«Aber das Problem, das Sie fast überall haben: Wer spricht für die Gruppe? Wer ist der Mensch, der die Forderungen bündelt? Im Bereich der freien Kunst und Kultur ist das wesentlich schwieriger als etwa beim Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbe», sagte Hofmann. Die freie Kunst- und Kulturszene sei dringend aufgefordert, sich mit ihren Forderungen zu positionieren. «Und zwar sehr stark über ihre Verbände. Das fehlt im Moment in vielen Bereichen.» Es gehe mehr denn je darum, mit einer Stimme zu sprechen.
Hofmann betonte «eine große Unterschiedlichkeit der Gemengelage». «Wir haben einerseits etwa die Filmbranche als Milliardenindustrie, die ums Weiterarbeiten kämpft, auch hiervon hängen sehr viele Künstler, Handwerker und viele weitere Gewerke ab. Und wir haben die freie Kunst- und Kulturszene, denen ich nur den Rat geben kann, sich mit drei, vier wichtigen solidarischen Persönlichkeiten nach vorne zu stellen und ihre Forderungen auch wirtschaftlich zu beziffern.»
Die Produzenten täten dies bereits und seien über ihre Allianz mit Sendern und der Politik sehr konkret im Gespräch. «Auch über die Frage, wie arbeitsrechtliche Bedingungen zur Fortführung von Filmproduktionen gefunden werden können», betonte der TV-Produzent.
Er sei relativ vernetzt in die medizinische Szene in Deutschland, meinte Hofmann. «Auch, weil wir die Serie «Charité» produziert haben.» Er nehme die Corona-Pandemie sehr ernst. «Ich gehöre nicht zu den Menschen, die der Meinung sind: Alles ist vorbei, und wir können schon lockern.» Deshalb habe er sich als Intendant der Nibelungen-Festspiele in Worms zwar schweren Herzens, aber eindeutig für eine Verschiebung der diesjährigen Veranstaltung ausgesprochen. «Unter medizinischen Gesichtspunkten gab es gar keine andere Wahl als die Absage», sagte der 60-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.