Als musikpolitisches Geburtstagsgeschenk zum 70. spendierte sich der Deutsche Musikrat Ende Oktober eine Fachtagung zu Thema „Künstliche Intelligenz“. Diskutiert und demonstriert wurden vordringlich die Segnungen der Techno-Intelligenz für Musik-Arbeiter jeglicher Couleur. Komponistinnen und Komponisten pfeifen oder jodeln spontan eine Melodei in ihr Compi-Micro und fügen verbal an: HipHop-Hit, Filmmusik für Titanic Zwo oder Sinfonie im Stile Mahlers Zehnter. Schwuppsdiwupps, ist das Opus gemareif fertig.
Unhappy-End
Statt aufwändigen Musikunterrichts erhalten Embryos im achten Monat eine kleine Zellveränderung und den universalen Weltkunst-Chip ins Stammhirn. Gegen einen kleinen Aufpreis gibt es ein Software-Update für die BWL-, Jura-, Ingenieurs- und Börsen-KI. Im Rahmen des Wachstums wird noch Zellspeicherplatz im Vorderbauch dank üppiger Schweinefett-Fütterung generiert, damit das Erwerbsfähigkeits-Modul genügend Platz hat. Bei all den erwarteten, strahlend belobigten omnipotenten Fähigkeiten des zukünftigen Byte-Intellekts hellten sich im Musikrats-Ambiente die Mienen der musikwirtschaftlich frei oder abhängig Tätigen auf. Und manch Hochzeits-Muggen-Überlebende(r) dachte wohl statt Anschaffung eines Denon DJ Prime Bundle X1850/SC6000 einen kleinen Berufswechsel hin zum Vermieter von leckeren KI-Robot-Girls, -Boys und Aliens – inklusive very special Feelings – vorzunehmen.
Halbrealistischer Scherz beiseite: Um nur kleine KI-Problemchen zu nennen folgendes: Dass künstliche Intelligenzen die Weisheit des Menschen übertreffen und ablösen könnten, klingt für viele noch nach Musik, die – wenn überhaupt – erst in ferner Zukunft spielt? Ist Realität. Angetrieben durch ultraschnelle Quantencomputer könnte die KI das Optimum an menschlicher Intelligenz ums millionenfache übertreffen. Künstliche Intelligenzen wären nach gut belegten Forschungsergebnissen spätestens in zehn Jahren weit genug entwickelt, um sich selbst fortgehend zu verbessern und eigenständig spektakulär Neues zu erfinden. Ein Zustand, der auch als technologische Singularität bezeichnet wird. Dem Menschen könnten KI-Systeme dann jegliche Kontrolle entziehen. Tschüss homo sapiens, welcome Eiweiß-, Kalk- und Wasser-Speicher. Tja, wer hätte gedacht, dass Arnie Schwarzenegger in der „Terminator“-Blockbuster-Serie recht bald historisch präzise Dokumentarfilme begleitet.
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