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Instrument des Jahres 2024: Tuba. Serienbild.

Instrument des Jahres 2024: Tuba. (c) nmz/huf

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Das Musikinstrument des Jahres 2024: Tuba – Teil 7: Rückzugsort Volksmusik

Vorspann / Teaser

Die Tubisten waren in diesem Jahr mit ihrem „Instrument des Jahres“ unter anderem mit dem Wunsch angetreten, Klischees aufzubrechen. Das Vornehmste von diesen war, dass sie nur wenige Töne spielen könnten. Heute wollen wir dieses Klischee auf die Volksmusik, diese mit dem Klischee der „heilen Welt“ behaftete Gattung, treffen lassen und sehen, dass zwei Klischees gemeinsam ein vielgeliebtes Phänomen hervorbringen können. Mal ehrlich: was kann Musik mehr erreichen, als dass viele Menschen von ihr begeistert sind?

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„Wenn der Trompeter kiekst, dann bist Du schuld, weil er sich nicht wohlfühlt“, sagt der Tubist der Band „Maxjoseph“, Florian Mayrhofer. Maxjoseph spielt Volksmusik und Mayrhofer ist sich der Klischees bewusst, die über die Tuba kursieren. Das Hauptklischee, dass sie nur wenige Töne spielt, kontert er mit dem Satz „wir haben viel [= immer] zu spielen, aber wenig [Anm.: Töne]“. Einer von Mayrhofers Schülern hat mal gesagt, dass es hart sei, dass die Tuba nie eine Melodie zu spielen habe.

Mayrhofer bezeichnet die Tuba als ein „selbstloses“ Instrument und versteht sich als Dienstleister für die anderen Mitspieler. Gerade in der Volksmusik ist dieses geringe Repertoire an Tönen bei der Tuba vielleicht am deutlichsten zu hören – der Grundton und die IV. und V. Stufe der Tonleiter. Der Ton auf der ersten Schlagzeit des Taktes ist immer ganz klar gesetzt und bis zum nächsten Ton kann man mal „improvisieren“ sagt Mayrhofer. Als er das Wort „improvisieren“ ausspricht, stutzt er für einen Moment und korrigiert sich: „Improvisieren ist vielleicht zu viel, einen Übergang zwischen zwei Noten spielen, eine Linie auffüllen, auffrischen.“

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Die Band „Maxjoseph“ macht neue und eine etwas andere Volksmusik. © Nico Kaiser

Die Band „Maxjoseph“ macht neue und eine etwas andere Volksmusik. © Nico Kaiser

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Groove

„Man wächst in diese Rolle hinein“, erzählt Mayrhofer weiter, aber es gehöre letztlich mehr dazu, als nur immer dieselben Töne zu spielen. Von der Tuba her kommt auch der Groove – und der macht den Unterschied. Was genau „Groove“ ist, kann Mayrhofer nur schwer beschreiben, führt als Beispiel an, dass der Wiener Walzer in Wien anders gespielt wird, als in Deutschland. Für ihn scheint Groove so etwas wie eine geheime und nicht ausgesprochene Verabredung der agierenden Musiker untereinander zu sein: „Wenn’s groovt, dann merkt man das!“ Es ist etwas, was einen „nicht kalt lässt“ und letztlich „wenn Tanzmusik nicht rollt (wohl eine anderes Wort für ‚groovt‘), dann tanzt keiner“.

Für die „Bierzeltposer“ unter den Tubisten hat er wenig Verständnis – „diese unfassbar langen Läufe bringen für den Groove wenig“. Man kann die Geschichte ja auch umdrehen und sich einfach mal in die Zuhörer hineinversetzen. Wo der eine immer dasselbe spielt, muss auf der anderen Seite ja auch immer dasselbe angehört werden. Betrachtet man die doch erhebliche Zahl der Volksmusik-Fans, so muss diese Musik letztlich einen positiven Wert für die Zuhörer haben.

Vertrautes

„Immer dasselbe“ nennt Mayrhofer „das Vertraute“. Volksmusik ist oft zweckgebundene Musik, wenn es zum Beispiel um einen Brautwalzer oder einen Geburtstagswalzer geht. Oft wollen Menschen zu der Volksmusik tanzen und das sollen sie auch. Volksmusik ist eine besondere Art von Wohlfühlmusik. Bekanntes und Vertrautes vermittelt dem Zuhörer Sicherheit und kann Erinnerungen wecken. Deswegen spielt Maxjoseph auch gern in Altersheimen und vor Demenzkranken – „weil sie sich“, so Mayrhofer, „eben doch erinnern“.

„Auch Kinder springen auf Volksmusik wahnsinnig an“ weiß Mayrhofer. Das mag zum einen daran liegen, dass Kinder immer neugierig auf Neues sind. Zum anderen ist Volksmusik, die fast ausschließlich im Dur-Bereich agiert, immer fröhlich und bietet dadurch einen angenehmen Rückzugsort an.

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Für jeden Geschmack

Mayrhofer beschreibt Volksmusik mit dem „Barnum-Effekt“. Dieser geht auf den aus Amerika stammenden Gründer des noch heute existierenden Zirkus Barnum, Phineas Taylor Barnum, zurück. Unter anderem unterhielt er mit dem „Barnum’s American Museum“ ein Kuriositätenkabinett, das „jedem Geschmack“ etwas bieten sollte. In diesem Anspruch, jedem Geschmack etwas bieten zu wollen und offenbar auch zu können, sieht Mayrhofer die große Stärke der Volksmusik.

Dabei versteht er die Volksmusik (und natürlich auch seine Tube) aber nicht als Kuriositätenkabinett. dur-seelige Fröhlichkeit ist eine Sache, aber Tubisten, die alles nur ins Lustige bis Lächerliche ziehen, nerven ihn. Die Volksmusik ist für ihn ebenso „ernste“ und „ernstzunehmende“ Musik, wie jede andere Stilrichtung und Gattung. Dasselbe gilt ihm für die Tuba!

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Maxjoseph: Georg Unterholzner, Gitarre, Florian Mayrhofer, Tuba, Andreas Winkler, Steirische Harmonika, und Nathanael Turban, Geige. © Nico Kaiser

Maxjoseph: Georg Unterholzner, Gitarre, Florian Mayrhofer, Tuba, Andreas Winkler, Steirische Harmonika, und Nathanael Turban, Geige. © Nico Kaiser

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Maxjoseph

Die vier jungen Musiker von Maxjoseph haben eine ganz eigene Vorstellung von Volksmusik – fernab von Dirndl und Lederhose. Sie wollen Traditionen aufweichen und damit neue Formen und außergewöhnliche Ideen entstehen lassen. Durch die, so liest man auf ihrer Homepage, „besondere Instrumentierung Tuba, Gitarre, Geige und Steirische Harmonika werden neue Klangfarben entdeckt und Kompositionen geschaffen, die Volksmusikelemente und Jazzharmonien verbinden, klassische Musik mit pulsierenden Rhythmen beleben und Vertrautes mit Fremden vermischen.“

Volksmusik ist für Mayrhofer keine „Untermusik“ – sie hat dieselben Rechte wie jede andere Musik auch. Deshalb versucht Maxjoseph auch die Bühnen zu erobern, „wo sonst nur Klassik gespielt wird“. Durch diesen neuen Rahmen möchte man die Volksmusik aufwerten, ihr den Ort geben, der ihr eben genauso wie allen anderen Stilrichtungen zusteht. Das Publikum, das sonst im Bierzelt sitzt, kommt auch mit an diese Orte – keine Frage, denn Maxjoseph hat seinen festen Platz im Konzertbetrieb. Aber man will und kann hier neues Publikum erreichen und sie begeistern.

Geschichten

Die Musiker vom Maxjoseph wissen, dass durch ihre neuen musikalischen Ideen „ein Spannungsfeld entsteht, das die Lust am Zuhören nie abreißen lässt“. Dabei setzen sie nicht nur auf musikalische Elemente, sondern, ähnlich wie es der kürzlich verstorbene Fredl Fesl einst getan hat, auf Geschichten. So sind die Anmoderationen zur Musik manchmal „sehr lang“, aber während des Stückes können dann im Kopf der Zuhörer ein Film ablaufen oder auch eigene Gedanken zur Musik kommen.

Für Mayrhofer ist die Tuba wichtig – nicht nur als „sein“ Instrument, sondern eben auch als klanglich-groovende Basis der Volksmusik. Die Stärke der Tuba und der Tubisten sieht Mayrhofer in der Vielfalt der „Tuba-Instrumente“. Sie können in jeder Musikrichtung „mitmischen“: die große Wagner-Tuba, das Helikon, das Euphonium und wie sie alle heißen. Jedes Land hat seine eigenen typischen Stimmungen. Aber letztlich bis hin zum ventillosen Alphorn kann ein Tubist sie alle ohne große Mühe sofort spielen und wieder zum verlässlichen Untergrund der jeweiligen Musik werden – das ist ihre Stärke!

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