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Kulturhauptstadt 2025

Kulturhauptstadt 2025 - Programm für 2025 steht 

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Musik in der Kulturhauptstadt Chemnitz

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Drangeblieben 2025/03
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Chemnitz ist Kulturhauptstadt, die Spatzen haben es lange genug von den Dächern gepfiffen. Kulturhauptstadt Europas, wie schön das klingt! Nach dem von Protest, Gegenprotest, polizeilicher Absperrung und Einkesselung überschatteten Auftakt Mitte Januar sollte das Hauptstadtjahr nun auch den Chemnitzer Alltag mit europäischem Format prägen und zieren. Ist die sächsische Industriemetropole jetzt zur kulturellen Hauptstadt im Freistaat avanciert? Zumindest für dieses Jahr 2025 hat man sich ja viel vorgenommen, auch auf musikalischem Gebiet.

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Im sächsischen Dreiklang mit Dresden und Leipzig wird Chemnitz in dieser Hinsicht oft unterschätzt. Dabei gibt es auch in der Stadt der Moderne ein Spitzenorchester, die Robert-Schumann-Philharmonie, gibt es auch hier ein Opernhaus mit Musiktheater und Ballett, gibt es nicht zuletzt eine rege Band- und Partyszene.

Zugegeben, die Stadthalle aus DDR-Zeiten hat ihren eigenen, etwas spröden Charme, dafür punktet die 1909 eröffnete Oper mit Strahlkraft. Seit 2013 ist Christoph Dittrich hier Generalintendant, für 2025 verspricht er große Ambitionen: „Der Spielplan soll besonders vielfältig sein, und sehr verfügbar für eine Teilhabe sowohl des regionalen und überregionalen als auch des internationalen Publikums. Es ist ja eine europäische Kulturhauptstadt, die hier gefeiert wird.“ Neben Gorizia und Nova Gorica, bliebe anzumerken.

Nachdem die Eröffnungsfeier mit reichlich Protokoll über die Bühne der Oper gegangen ist, sind die Städtischen Theater nun in aller stilistischen Breite auf Europa und Kulturhauptstadt eingestellt, wie einem dicken Programmbuch zu entnehmen ist. Christoph Dittrich freut sich bereits auf die wärmere Jahreszeit: „Der Open-Air-Bereich ist kulturtouristisch wichtig, da wird es viele Konzerte in unterschiedlichsten Farben auf dem Theaterplatz geben – von der Operngala bis zu Konzerten unserer Schumann-Philharmonie, aber auch Tom Gaebel sowie Filmmusik werden zu hören sein.“

Quasi als musikalisches Flaggschiff des Hauptstadtjahres ist die Uraufführung der Oper „Rummelplatz“ nach dem Roman von Werner Bräunig angekündigt, ein besonderer Coup für die Kulturhauptstadt. „Dieses Werk reflektiert frühe DDR- und bundesrepublikanische Geschichte“, blickt Christoph Dittrich voraus. „Eine ganz starke lokale Verortung, die zugleich den kompletten Ost-West-Konflikt in sich birgt und aufzeigt, was es mit Menschen macht, innerhalb eines Systems aufzuwachsen, sich mit ihm zu identifizieren oder auch zu distanzieren, um ein persönliches Glück zu erreichen.“

Bräunigs Roman durfte in der DDR nicht erscheinen, wurde erst 2007 posthum veröffentlicht. Zur Oper wird er auf Grundlage eines Librettos von Jenny Erpenbeck, die Musik stammt von Ludger Vollmer. „Ich versuche, diese Vielschichtigkeit aus inneren Spannungen und Zerrissenheit zu fassen und mit der Musik zu deuten. Ich will diesen Stoff nicht nur illustrieren, sondern einen musikalischen Raum öffnen, in den die Fantasie der Zuhörer hineinströmen und sich diesen Stoff lebendig aneignen kann.“

Mit der Robert-Schumann-Philharmonie und deren designiertem GMD Benjamin Reiners weiß Ludger Vollmer ideale Partner an seiner Seite. „Dieses Orchester ist für meine Komposition wie geschaffen, ich schneidere die Musik sozusagen auf das Orchester.“

Auch im konzertanten Bereich hat das Kulturhauptstadtjahr Chemnitz eine Menge zu bieten. So wird der MDR seinen Musiksommer auf dem Theaterplatz eröffnen, wovon sich Chris­toph Dittrich „ein besonderes Fest“ verspricht, „weil sich hier MDR-Sinfonieorchester und Robert-Schumann-Philharmonie zu einer großartigen musikalischen Show verbinden.“ Ungewöhnlich genug, dass zwei Orchester so zusammenfinden und gemeinsam ein Sommerfestival starten.

Ungewöhnlich und vielfältig, ja durchaus überraschend dürften auch ganz andere Klänge sein, die Chemnitz – vorübergehend? – als  Hauptstadt des Tango ausweisen Argentiniens Tango würde ohne Chemnitz wohl anders klingen, da das Bandoneon vermutlich auf die hier fabrizierte Concertina zurückgeht. Fast zwangsläufig wird sich eine ganze Veranstaltungsreihe in Chemnitz dieser Musik und diesen Instrumenten widmen. Weitere Konzertreihen ziehen sich durchs ganze Hauptstadtjahr, erinnern an jüdische Komponisten und widmen sich Musik aus dieser Region: „Von Chemnitz in die Welt“, um an teils vergessene Potenziale zu erinnern. Auch Ensembles der Freien Szene sind eingeladen, eigene Klangfarben ins Programm zu setzen, so zum Beispiel der A-Cappella-Chor AuditivVokal aus Dresden mit einer Uraufführung des Chemnitzer Komponisten Richard Röbel. Bleibt festzuhalten: Chemnitz ist eine Stadt der Musik. Nicht nur, aber ganz besonders im Kulturhauptstadtjahr 2025.

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