Hauptbild
nmz-Streaming-Empfehlungen vom 31.7. bis zum 6.8.2020
nmz-Streaming-Empfehlungen vom 31.7. bis zum 6.8.2020
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Unübersehbar #14 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 31.7. bis zum 6.8.2020

Publikationsdatum
Body

Mit Streaming-Empfehlungen für Jedermann und Jederfrau geht es in den August. Es locken die Salzburger Festspiele, alternative Blicke hinter und unter Bayreuther Kulissen sowie Resonanz-Klänge aus der Elbphilharmonie. Hauptsache, die Bärenfamilie ist glücklich. [jmk]


Ab 1. August


„Salzburg für Jedermann“ – 100 Jahre Salzburger Festspiele
Live-Streams und on demand in der Mediathek bei Arte TV

Dass die Salzburger Festspiele in einer abgespeckten Version stattfinden, ist zum einen der Beharrlichkeit der Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler zu verdanken. Wären ausgerechnet die 100. Festspiele ausgefallen, dann wäre das ein fatales Zeichen gewesen. Für Salzburg und den kulturellen Erdkreis sozusagen. Die Langzeitpräsidentin hat sich einer frühzeitigen Absage in den Weg gestellt und stattdessen alle Erfahrung und allen Einfluss darauf verwandt, um eine kleine, aber immer noch hochkarätige Ersatzvariante zu ermöglichen. Mit der Umwegrentabilität der Festspiele für die heimische Tourismusbranche wird es heuer nicht so weit her sein wie sonst. Aber der Symbolwert eines „Trotz alledem“-Großversuches in Sachen live produzierter und konsumierter Kultur ist nicht zu unterschätzen. In einem enormen Kraftakt hat das Kartenbüro alle schon gebuchten Tickets zurückgegeben und das eingeschränkte Kontingent neu verkauft – mit einem Zugriffsbonus für die ursprünglichen Karteninhaber.
Im Mittelpunkt steht der unvermeidliche „Jedermann“. Dazu zwei Opernpremieren, profiliertes Schauspiel samt Uraufführung und ein Konzert-Reigen, die sämtlich den Anticoronaregeln entsprechen. Es passt in diese Strategie, dass durch eine offensive Verbreitung über TV- und Streamingkanäle die singulären Festspiele ihre Tore zumindest digital, kontrolliert und im übertragenen, abstandswahrenden Sinne sperrangelweit öffnen. Eine der beiden Opern des aktuellen Jahrgangs stammt von den Festspielvätern. Mit „Elektra“ haben Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal einen Blockbuster mit coronakompatibler Länge beigesteuert. Durch Regisseur Krzysztof Warlikowski besteht die Chance einer Inszenierung auf Augenhöhe mit Castelluccis spektakulärer „Salome“. Diesmal ist dessen gefeierte Salome Asmik Grigorian die Chrysothemis und Ausrine Stundyte die Titelheldin. Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker garantieren das Festspielniveau im Graben. arte.tv/salzburg ist am 1. August ab 20.30 Uhr leicht zeitversetzt live dabei. Anschließend ist diese Produktion in der Mediathek verfügbar.
Auch die zweite Opernproduktion huldigt mit Mozart einem Hausgott. Christof Loy und Dirigentinnen-Shootingstar Joana Mallwitz riskieren eine gekürzte „Così fan tutte“. Am 2. August wird diese Produktion um 17.00 Uhr online und auf ARTE live übertragen und ist bis 9. August online abrufbar. Unter dem Motto „Salzburg für Jedermann“ gibt es vom 1. bis 30. August 2020 ein tägliches Streaming-Rendezvous auf ARTE Concert. Ab 2. August 16.00 Uhr (bis 9. August online) wird u.a. eine Dokumentation von Beate Thalberg unter dem Titel „Das große Welttheater – Salzburg und seine Festspiele“ über die Geschichte der Festspiele zur Verfügung stehen. Über „Elektra“ und „Cosi fan tutte“ wird nmz Online auch direkt berichten. Der tägliche Blick auf die Homepage der Festspiele lohnt sich für das aktualisierte digitale Angebot. Übrigens: auch unter der Rubrik Karten – Kurzentschlossene können da immer noch die eine oder andere Karte finden.
[Joachim Lange]


Bis 31. August


Bayreuther Festspiele: Simon Steen-Andersen – „The Loop of the Nibelung“
Video on demand

Götterdämmerung auf dem Grünen Hügel: Katharina Wagner erkrankt, coronabedingt weit und breit nichts zu sehen von Tannhäuser, Lohengrin, Siegfried und Co., keine einzige Inszenierung im Backofen des Festspielhauses und das Ersatzprogramm aus Konzerten und Konzertchen ist drinnen wie draußen nicht wirklich dazu angetan, sich auf eine Reise nach Bayreuth zu machen. Wäre da nicht Simon Steen-Andersen. Der hat plötzlich ganz viel Platz, weil niemand anders den braucht, aber alles an Infrastruktur zur Verfügung steht, um auf eine „audiovisuelle Erkundung“ durch die Eingeweide Bayreuths zu gehen.
„The Loop of the Nibelung“ war eigentlich als Live-Performance geplant, nun feierte es am 28. Juli als Video-Produktion Premiere und ist bis zum 28. August online abrufbar. Drei Wochen tauchte der Komponist und Medienkünstler mit den Mitgliedern des Festspielorchesters und einigen Sänger*innen in die Tiefen (und Untiefen) des Wagner’schen Gesamtkunstwerkes und seiner Spielstätte und entwarf eine „Kettenreaktions-Maschine“, die Instrument und Ort in eins dachte – ein klingender „Parcourlauf“ von der Unterbühne bis unters Dach. Oder anders formuliert: ein Sound-Domino, das mit vielerlei illustren Fundstücken und Versatzstücken aus dem Wagner’schen Erzählinventar fast 40 Minuten ohne Unterbrechung im Haus unterwegs ist. Man sehe, höre und staune… (Seltsamerweise auf der eigentlichen Bayreuther Website www.bayreuther-festspiele.de praktisch nicht zu finden.)
[Dirk Wieschollek]


WERBUNG

Die Donaueschinger Musiktage 2020 – Björn Gottstein im Gespräch
Die „Donaueschinger Musiktage 2020“ stehen vor der Tür. Trotz Corona-Auflagen – die Musiktage sollen mit Publikum stattfinden. Unter welchen Bedingungen und Einschränkungen dies geschehen kann, welche musikalischen Konzepte verfolgt werden können und welche Auswirkungen die Krise auf die Zukunft der zeitgenösssischen Musik haben könnte – darüber unterhielt sich in München der künstlerische Leiter Björn Gottstein mit Andreas Kolb, Chefredakteur der neuen musikzeitung. Ein Video von nmz Media

WERBUNG


Bis 31. August


Pocket Opera Nürnberg: Richard Wagner – „Männerlist größer als Frauenlist oder Die glückliche Bärenfamilie“
Video on demand auf YouTube

2013 brachte die Nürnberger Pocket Opera Company Richard Wagners Singspiel-Fragment „Männerlist größer als Frauenlist oder Die glückliche Bärenfamilie“ (1837/38) in einer komplettierten und orchestrierten Fassung zur Welturaufführung. Das ist nicht die ganze Wahrheit, denn mit einer ‚typischen‘ Wagner-Aufführung hat Peter P. Pachls grelle, laute, bunte Inszenierung so viel oder so wenig zu tun wie eine fränkische Bratwurst mit Salzburger Nockerln. Man sieht in der Manege der Pocket Opera Nürnberg weder deutschen Erlösungsschmus noch Orientalisches aus „1001 Nacht“. Aus der Geschichtensammlung hatte Wagner das Sujet für die zwischen „Liebesverbot“ und „Rienzi“ fertig getextete, aber unvollendet gebliebene komische Oper für Riga gezogen. In diesem freakigen Wirbel, welcher sein Vorbild bei Ulrike Ottinger zu haben scheint und vor einem echten Käfig voller Narren nicht kneift, gibt es nur wenige Anhaltspunkte für eine hieb- und stichfeste musikphilologische Praxis, dafür aber eine bewundernswerte Sattelfestigkeit bei der Kenntnis von Wagners marginalen Früh- und Gelegenheitswerken. Man hört Anklänge aus dem Kunstwerk der Zukunft und vor allem ultrascharfe Gassenhauer wie „Descendons de la courtille“, die der Bayreuther Meister später gerne totgeschwiegen hätte. Ein Event mit Lametta, Blasmusik und poetischer Freiheit.
[Roland H. Dippel]


Bis auf weiteres verfügbar


„Elphi at Home“: Ensemble Resonanz – Werke von Bryce Dessner
Video on demand

Das Ensemble Resonanz, das sich nicht einem Genre oder einem Jahrhundert verschrieben hat und Residenzensemble der Elbphilharmonie ist, spielt die Stücke „Aheym“ und „Tenebre“ von Bryce Dessner. Dessner ist Komponist und Gitarrist, u.a. der Band „The National“, man kann ihn auch von Zusammenarbeiten mit Philipp Glass kennen oder als Komponist der Orchestrierungen in Taylor Swifts aktuellem Album, das von seinem Bruder produziert wurde. An der Schwelle von Pop zur Avantgarde sollte man Dessners Musik verorten und das Konzert als Grenzerfahrung.
„Elphi at Home: Ensemble Resonanz“ ist die sechste Folge einer Serie, in deren Rahmen Konzerte ohne Publikum mit kleinen Besetzungen aus der Elbphilharmonie gestreamt werden.
[Juana Zimmermann]

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!