Mit unseren Autoren-Tipps in der Ausgabe Nummer 3 empfehlen wir Ihnen Online-Angebote der Münchener Biennale, der Oper Graz, der Dresdner Musikfestspiele, des BKA Theaters, der Komischen Oper Berlin und des Theaters Freiburg.
15. Mai
Online-Eröffnung der Münchener Biennale
Freitag, 15. Mai, 18:00 Uhr
www.muenchenerbiennale.de
Das Virus bestimmt auch im Frühsommer die Geschicke des Kulturbetriebs und stellt Geduld und Durchhaltevermögen der Veranstalter auf die Probe. Erfindergeist im Rahmen der individuellen Kontexte und Ressourcen ist da gefragt. Zu denjenigen, die nicht gewillt oder genötigt waren, komplett das Handtuch zu werfen, gehört die Münchener Biennale für neues Musiktheater. In düsterer Zeit hat sie unter dem Motto „Point of NEW Return“ ein „dynamisches Festival“ ausgerufen, dessen Produktionen an verschiedenen Orten übers Jahr verteilt realisiert werden sollen oder entsprechend modifiziert als Stream stattfinden. (Siehe auch den Vorbericht in der Mai-Ausgabe der nmz) Die „Online-Eröffnung“ wird mit Statements der Verantwortlichen und Video-Botschaften der beteiligten Künstler*innen veranschaulichen, was da im Spannungsfeld von Dystopie und Utopie noch wie geht und was eben nicht.
Freuen darf man sich konkret auf „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, eine „Konzertinstallation“ von Schorsch Kamerun und Cathy van Eck, die kurzerhand zu einem Hörspiel umgebaut wurde! (Sendetermin: Donnerstag, 21. Mai, 21:05 Uhr, Bayerischer Rundfunk, Bayern 2 und auf der BR KulturBühne im Netz) [Dirk Wieschollek]
Bis 16. Mai
„Polnische Hochzeit“ aus Graz
Joseph Beers Operette „Polnische Hochzeit“ in der Inszenierung von Sebastian Ritschel (Oper Graz 2018/19). Bis Samstag, 16. Mai 2020
Video-Stream
Alle drei Autoren dieser Operette waren Verfolgte des Naziregimes. Fritz Löhner-Beda, der Librettist Lehárs, kam im Konzentrationslager Buchenwald um. Alfred Grünwald, der Librettist Kálmáns, emigrierte nach Amerika und Joseph Beer (1908–1987), Komponist der 1937 im Opernhaus Zürich herausgekommenen Operetten-Sensation „Polnische Hochzeit“, floh nach Nizza, ohne bis zu seinem Tod im Nachkriegseuropa jemals wieder an diesen Erfolg anknüpfen zu können. Die Oper Graz erweckte das satte Opus mit Schlagerduetten und opernhaften Finali, aber auch einigen genrespezifisch mit Sliwowitz, Pflaumen und Debrezinern gepfefferten Klischees in einer Inszenierung von Sebastian Ritschel zum quietschbunten neuen Leben. Die Aufzeichnung stammt vom 16. Januar 2019. (An der Staatsoperette Dresden wird es in der Spielzeit 2020/21 eine Neuproduktion von „Polnische Hochzeit“ geben) [Roland H. Dippel]
16. Mai
„Music Never Sleeps DMF“ – 24-Stunden-Livestream-Festival
Samstag, 16. Mai 2020, ab 18 Uhr auf www.musikfestspiele.com sowie im Facebookkanal der Dresdner Musikfestspiele, über die Youtube-Seite von MusicNeverSleepsNYC, den Streamingdienst Takt1 sowie im Radio über den DAB+ Kanal von MDR SACHSEN EXTRA.
Live-Video-Stream
Die Dresdner Musikfestspiele hätten in diesem Jahr das Motto „Inspiration Natur“ bedienen wollen. Das omnipräsente C-Wort zwingt die Veranstalter, von der Natur in die Technik zu wechseln und statt eines 32 Tage währenden Musikfests ein 24-Stunden-Livestream-Festival auszurichten. Das steht nun unter dem Motto „Music Never Sleeps DMF“ und vereint etwa sechzig Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt in einem Non-Stop-Online-Programm. Moderiert wird diese Onlineausgabe der Dresdner Musikfestspiele von Intendant Jan Vogler im Wechsel mit der Sängerin Ute Lemper, der Aktrice Katja Riemann und deren Schauspielkollegen Martin Brambach.
Die U.S.-amerikanische Jazzsängerin China Moses bereichert den Stream mit der Uraufführung eines eigens dafür komponierten Stückes. Weitere Mitwirkende sind unter anderem Avi Avital, José Cura, Simone Kermes, Mischa Maisky, Christina Pluhar, Bryn Terfel, sowie Rufus Wainwright und Omer Meir Wellber. Die kanadische Sängerin und Dirigentin Barbara Hannigan erhält im Verlaufe der 24-stündigen Musikfestspiele den diesjährigen Musikfestspiel-Preis. [Michael Ernst]
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1:1 Concerts – Die Kunst im Blick behalten
Eine Gastgeberin, ein Gast, ein Musiker, sicherer Abstand, ohne Worte, zehn Minuten Konzert – und alle gespendeten Einnahmen kommen der #MusikerNothilfe zugute. Wie ist das, ein Privatkonzert unter diesen Bedingungen zu erleben? Felix Borel vom SWR Symphonieorchester, Imke Valentien und Norman Schock haben sich in ihrer jeweiligen Rolle auf das Abenteuer Livekonzert in Coronazeiten eingelassen. Ein Beitrag von nmzMedia im Auftrag des SWR. Zu sehen unter: https://www.swr.de/swrclassic/symph…
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19. Mai
Unerhörte Musik im BKA Theater
Dienstag, 19. Mai, 21 Uhr: Sarah Saviet, Violine, Joseph Houston, Klavier
http://www.unerhoerte-musik.de/
https://youtu.be/FS3ajKX1_Lc
Live-Video-Stream
Seit Jahren eine Institution im Berliner Musikleben: die Unerhörte Musik an jedem Dienstag im BKA Theater in Kreuzberg. Aktuell wird alles gestreamt. Der Abend steht unter dem Motto „INNER“ – ein Geigen- und Klavierprogramm mit Werken, „die sich intensiv mit einer Vielzahl von Klangwelten beschäftigen und obsessive Wiederholungen, erweiterte Techniken, Erinnerung und verdeckte Zitate erforschen“, wie die Musiker*innen schreiben. Zu Gehör gebracht werden Werke von Morton Feldman, James Weeks, Cassandra Miller, Mark Barden und Iannis Xenakis. Zuschauen und -hören über YouTube ist kostenlos, es können aber auch Tickets erworben werden. [Martin Hufner]
Bis 31. Juli
„Eugen Onegin“ aus der Komischen Oper Berlin
„Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky in der Inszenierung von Barrie Kosky
Bis 31. Juli 2020 verfügbar auf der Homepage der Komischen Oper
Video-Stream
Dass Barrie Kosky in seinem Metier alles kann, hat er in seinen Jahren als Intendant und den Stil des Hauses prägender Regisseur an der Komischen Oper schon oft bewiesen. Seine „Eugen Onegin“-Inszenierung gehört zu den Glanzstücken aus der Rubrik von zugleich sinnlich poetisch und realistisch erzählten Geschichten. Allein die üppige und sattgrüne Wiese mitten in einem Wäldchen, wie sie Rebecca Ringst auf die Drehbühne gezaubert hat, ist ein Coup. So passgenau weht das in Kunst übersetzte russische Landleben selten über eine Rampe. Und bleibt der optische leitmotivische Untergrund der Geschichte bis zum Finale. Mit metaphorischem Landregen versteht sich. Koskys perfekte Personenführung, die charismatische Intensität des exzellenten Ensembles und eine geschickte Kameraführung machen auch das Video der Produktion zum Hochgenuss. Großes Kino, dank unglücklicher Umstände nun glücklicherweise auch im Home-Cinema. [Joachim Lange]
Kontinuierliche Streams
Theater Freiburg – Konzerte zum Nachhören
Mitschnitte des Philharmonischen Orchesters Freiburg mit Hintergrundmaterial
Audio-Streams, dauerhaft auf der Webseite des Theaters Freiburg
In den letzten Jahren hat sich das Philharmonische Orchester Freiburg unter seinem Chefdirigenten Fabrice Bollon nicht nur unbekanntem symphonischen Repertoire gewidmet wie dem Werk des französischen Komponisten Albéric Magnard (Naxos), sondern konnte auch mit Operneinspielungen wie Korngolds „Wunder der Heliane“ (Naxos) oder Zandonais „Francesca da Rimini“ (cpo) Akzente setzen. Um den Kontakt zu seinem Publikum nicht zu verlieren, stellt das Theater Freiburg nun nach und nach Konzertmitschnitte auf die Website, die mit neu produzierten Werkeinführungen und Interviews der Konzertdramaturgin Helga Maria Craubner ergänzt werden. Das neueste Angebot, eine Aufnahme aus dem Jahr 2011 unter dem Dirigat von Gerhard Markson, kombiniert die 4. Symphonien von Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms mit dem selten zu hörenden Konzert für Streichquartett und Orchester von Bohuslav Martinu aus dem Jahr 1931. Dass man dabei auch das Freiburger Berthold-Quartett im Gespräch näher kennenlernt und von Ales Brezina, dem Direktor des Martinu-Instituts in Prag, viel über den tschechischen Komponisten erfährt, ist eine willkommene Zugabe. [Georg Rudiger]