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Igor Heitzmann und sein Vater Otmar Suitner. Foto: www.nachdermusik.de
Igor Heitzmann und sein Vater Otmar Suitner. Foto: www.nachdermusik.de
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Zwischen Ost und West: „Nach der Musik“ – ein sehr privater Film über Otmar Suitner

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Igor Heitzmann hat es geschafft. Silvesterkind des Jahrgangs 1971, aufgewachsen in Berlin, hat er beizeiten Klavierspielen gelernt, dann Film- und Theaterwissenschaften studiert, als Regieassistent, Übersetzer und Co-Autor gewirkt. Er ist Absolvent der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, sein dortiger Abschlussfilm eröffnete vorigen Sommer die Dokumentarfilmreihe „100 % Leben“ im Kleinen Fernsehspiel des ZDF. Nun ist dieser inzwischen mehrfach prämierte Film „Nach der Musik“ endlich auch bundesweit in den Kinos gestartet.

Allein dies ist für Dokumentarfilmer heutzutage keine leichte Hürde. Das Mainzer Öffentlich-Rechtliche mogelte den ambitionierten Streifen damals in spät mitternächtliche Sendezeit, dem kleinen Verleih Weltecho aus Dresden gelang es nun, damit auf die großen Leinwände zu kommen. Doch Igor Heitzmann hat noch weit mehr geschafft, er schuf mit „Nach der Musik“ nicht nur das Porträt einer namhaften Künstlerpersönlichkeit – des Dirigenten Otmar Suitner –, sondern zugleich auch die sehr persönliche Annäherung an den eigenen Vater. Solch ein Unterfangen mag reichlich pikant sein, hier aber scheinen familiäre Nähe und professionelle Distanz in einem ausgewogenen Verhältnis gestanden zu haben. Das berührende Resultat gibt dem jungen Dokumentaristen jedenfalls recht.

Vor dem offiziellen Filmstart gab es dieser Tage Präsentationen des Films in Berlin und Dresden, den langjährigen Hauptwirkungsstätten des Dirigenten, jeweils im Beisein des Porträtierten und seines regieführenden Sohns. Otmar Suitner war von 1960 an vier Jahre lang Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, danach bis 1971 und später noch einmal von 1974 bis 1991 Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin. Das Publikum erlebte jetzt einen gealterten Mann, der wegen fortschreitender Parkinson-Erkrankung seit nunmehr bereits seit fast zwanzig Jahren nicht mehr dirigiert. Die Hochachtung vor allem der einstigen Konzert- und Opernbesucher war dem Maestro gewiss. Jeweils einen Tag vor und nach seinem 87. Geburtstag wurden Vater und Sohn im Berliner Babylon sowie im Dresdens Metropolis geradezu andächtig gefeiert. Selbst die nunmehr uralten Schallplattenhüllen wurden zum Signieren noch einmal hervorgekramt.

Außerordentlich respektvoll näherte sich aber auch Regisseur Igor Heitzmann in seiner Rolle als Sohn der Person Otmar Suitners als Vaterfigur. Er schuf kein Monument eines Pultstars, im Grunde auch keinen Musikfilm, sondern zeichnete ein von den Zeitläuften des vergangenen Jahrhunderts geprägtes Leben nach.

Suitner, 1922 in Innsbruck geboren, blieb zeitlebens ein Pendler zwischen den Welten. Für den Österreicher dürfte es in der einstigen DDR gewiss etwas behaglicher gewesen sein als für die Masse der Eingeborenen. Die – eigentlich selbstverständliche – Reisefreiheit konnte er nutzen und nutzte sie nicht nur als ein in aller Welt gefragter Künstler, sondern auch sehr privat. Vor allem pendelte er zwischen Ost- und West-Berlin. In beiden Teilen der Stadt hatte er eine Frau, beide konnte und wollte er nicht verlassen. Mit Ehefrau Marita war er von 1948 bis zu deren Tod im vorigen Jahr verbunden, ab 1965 gab es zudem ein Verhältnis mit der Theaterwissenschaftlerin Renate Heitzmann, die, siehe oben, Silvester 1971 ihren Sohn gebar. Hier schließt sich ein Kreis und ist zugleich Grundlage des Films mit all seinen Fragen.

Denn Suitner, solide in bestem Sinne und „altmodisch“ nicht nur als treu der Kunst ergebener Kapellmeister, er kümmerte sich um den Filius, brachte ihm wohl auch musische Neigungen nahe – und stand ihm nun sehr offenherzig Rede und Antwort. Die unregelmäßig seltenen Begegnungen zwischen Vater und Sohn ließen halt zahlreiche Fragen entstehen und offen. Der Film nun zeigt nicht den Künstlertypus per se, ist vielmehr die sensibel gezeichnete Hommage eines herausragenden Menschen, teils intim, doch nie verletzlich, gar voyeuristisch. Diese Tonart hat sich dem Auditorium glaubhaft vermittelt, ganz gewiss nicht nur den – übrigens nach wie vor höchst interessierten – Zeitzeugen von einst. Sehenswert ist das filmische Dokument freilich auch für die Nachgeborenen.

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