Seit ihrer Gründung um das Jahr 1164 beweist die Leipziger Messe Anziehungs- und Innovationskraft. Das heutige Unternehmen Leipziger Messe GmbH wurde 1991 gegründet. Gesellschafter sind der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig zu jeweils 50 Prozent. Eine ihrer Zentralveranstaltungen ist die Leipziger Buchmesse mit aktuell über einer Viertelmillion Besuchern.
Während auf der so genannten Leitmesse Musikmesse Frankfurt die Zahl der ausstellenden Verlage zunächst langsam, dann immer schneller erodierte, wuchs er auf der Leipziger Buchmesse zunächst um den Kern der Musikverlage: Edition Peters, Breitkopf & Härtel, Friedrich Hofmeister Musikverlag – um nur ein paar große Namen zu nennen. Sie alle sind eng mit der Messe und der Geschichte der Stadt Leipzig als Musikstadt verbunden. Folgerichtig führte die Messe 2016 einen Musiklehrertag ein. Dessen Grundidee war es, einen Synergieeffekt zwischen dem Bildungsschwerpunkt und dem Musikbereich der Leipziger Buchmesse herzustellen.
Doch die Messeleitung Leipzig dachte weiter und kreierte 2019 eine eigene Musikmesse „musicpark“. Dafür musste ein Konzept her, um sich von Frankfurt, aber auch von der jazzahead! in Bremen, der Musikmesse Ried in Oberösterreich oder auch von Spezialmessen wie der WOMEX oder Classical:NEXT abzugrenzen. Mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf von beinahe zwei Jahren tat man sich mit den Spezialisten von Beringer Marketing zusammen: Deren „sweatbloodtears“-Soundkabinen, die ein Musikerlebnis in schalldichter Clubatmosphäre bieten gelten in der Drum-, beziehungsweise Guitar-Community als innovativ.
Das interaktive Konzept der neuen Musik-Erlebnismesse schien aufzugehen: Auf sechs Showfloors präsentierten vom 1. bis zum 3. November 2019 mehr als 200 Aussteller und Marken ein breites Angebot an Instrumenten und Instrumentenzubehör, das in verschiedenen Probierbereichen, wie den PlayZones oder Rooms of Doom getestet werden konnte. Mehr als 11.000 Besucher kamen laut Angaben der Veranstalter auf die Leipziger Messe „musicpark“, um Musikinstrumente auszuprobieren, Instrumente zu kaufen oder an einer der vielen Bühnen von über 350 internationalen und nationalen Musikern unterhalten zu werden. Von Seiten der Messe sieht man einer zweiten Ausgabe im Herbst 2020 erwartungsvoll entgegen.
Also alles toll, alles gut? Im Folgenden einige Impressionen, die Verbesserungswürdiges benennen, aber auch Zukunftschancen aufzeigen.
Verteilt war die „musicpark“ auf drei Gebäude, das Congress Center, Halle 2 und Halle 4. Den Räumen im Congress Center waren die Konzerte der Leipziger Musikschulen, einiger Rockgitarristen sowie anderen Präsentationen vorbehalten. Dort gab es großzügige Räumlichkeiten, gut schallisoliert, doch zu selten verirrte sich eine größere Anzahl an Publikum dorthin, sodass der sächsische Verband der Musikschulen zu einer Notmaßnahme greifen musste und seine Ensembles direkt vor den Ständen der Instrumentenhersteller in Halle 4 spielen ließ. Aufmerksamkeit war gesichert, aber das eigentliche Konzept der Messe, dass die Musik schallisoliert und ungestört an den interessierten Besucher kam, wurde dadurch wieder eliminiert.
Besser funktionierte das Konzept des Mitmachens, Ausprobierens und – im Idealfall – Kaufens eines Instrumentes in der Halle 2. Hier herrschte reger Betrieb in den „sweatbloodtears“-Boxen, kurz SBT, und den anderen Spielwiesen, wie Room of Doom für Drums. Diverse Dozenten halfen Neugierigen in den verschiedenen PlayZones bei der Suche nach ihrem Instrument. In kleinen Übungseinheiten konnten Neueinsteiger die Basistechniken für Gitarre, Schlagzeug, Piano, Saxophon, Ukulele, Percussion und Blasinstrumente spielerisch ausprobieren. Fortgeschrittene waren in den Profi-Workshops im College & Academy Bereich am richtigen Platz. In der Halle 2 dominierten Rock und Pop. In der Halle 4, die unter dem Titel Band & Orchestra mehr dem klassischen Instrumentarium gewidmet war, blieb der große Andrang dagegen noch aus. Breite Gänge und großzügige Meetingpoints kaschierten notdürftig die Tatsache, dass weitaus mehr Aussteller in der Halle Platz gehabt hätten. An Ständen wie dem des Leipziger Gewandhausorchesters, des VdM Sachsen oder des Bundesverbands Freier Musikschulen (BDFM) war man eindeutig noch auf der Suche nach seiner Zielgruppe.
Während hier noch Verbesserungen möglich und nötig sind, waren die Stimmen unter den wenigen Ausstellern aus dem Notenbereich wie AMA Verlag, Doblinger, Holzschuh oder Voggenreiter durchweg positiv. Selten sei man auf einer Musikmesse als Aussteller so gut betreut worden, sagten unisono Aussteller und Fachbesucher. Die Messe „musicpark“ weiß den Wert ihrer Kunden zu schätzen. Ihr Versprechen „Regionalität“ hat die Messe nicht eingelöst – die Stadt Leipzig und ihr Musikleben, ihre Verlage, Ensembles, Chöre oder auch die Instrumentenbauer aus dem Vogtland waren nicht da. Ihrem Untertitel „Musik-Erlebnismesse“ ist „musicpark“ auf jeden Fall gerecht geworden – und so bleibt das Ausprobieren und Erleben der Instrumente das, was den neuen Leipziger Musikpark von anderen abhebt. Und da das Ausprobieren auch zur DNA der Messe Leipzig zu gehören scheint, wird sie ihr neues Format „musicpark“ sicher 2020 auch wieder auf die Probe stellen.