Deutsches Chorfest in Leipzig mit rund 350 Chören +++ Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz präsentiert Programm - «Über Normalbetrieb hinaus» +++ Ausstellung im Deutschen Historischen Museum: Auch Richard Wagner war Kapitalist
Deutsches Chorfest in Leipzig mit rund 350 Chören
Leipzig (dpa) - Fans des Chorgesangs können sich Ende Mai in Leipzig auf 500 Konzerte auf mehr als 20 Bühnen freuen. Vom 26. bis 29. Mai steigt in der Messestadt das Deutsche Chorfest mit rund 350 Chören, wie die Veranstalter am Mittwoch mitteilten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bereich der Kinder- und Jugendchöre.
Die Chöre wechseln sich auf den Bühnen im halbstündigen Takt ab und ermöglichen dem Publikum bei zumeist kostenfreiem Eintritt, Vokalmusik in allen Facetten zu entdecken. Die 9500 Sängerinnen und Sänger sollen die Stadt zum Klingen bringen - von der Open-Air-Bühne auf dem Markt über die Thomaskirche, das Gewandhaus und den Felsenkeller bis hin zur Kongresshalle am Zoo Leipzig.
«Der Chornachwuchs ist unsere Zukunft! Wer früh beginnt, wird dauerhaft singen. Hier soll das Deutsche Chorfest Signalwirkung entfalten», sagte der Präsident des Deutschen Chorverbands, Christian Wulff. Zuletzt war das Fest coronabedingt ausgefallen.
Das Deutsche Chorfest habe einen besonderen Stellenwert, betonte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. «Die Stadt Leipzig ist mit ihrer großen Chortradition und ihrer vibrierenden Chorszene, vom Thomanerchor und dem Gewandhauschor über den MDR-Rundfunkchor bis hin zu Ensembles wie amarcord oder Calmus, unverwechselbar. Leipzig ist Chorstadt», sagte der SPD-Politiker.
Im Mittelpunkt steht auch ein Leipziger Komponist: 2022 jährt sich der Todestag von Felix Mendelssohn Bartholdy zum 175. Mal. Dessen «Elias» und «Lobgesang» können die Besucher in Konzerten hören oder selbst den «Paulus» mitsingen.
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz präsentiert Programm - «Über Normalbetrieb hinaus»
Ludwigshafen - Mit Zuversicht und dem Motto «Wir spielen weiter. Spielen Sie mit!» geht die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in die kommende Spielzeit 2022/23. Insgesamt stünden 138 Konzerte an mehr als 30 Spielstätten im In- und Ausland auf dem Programm, teilte Intendant Beat Fehlmann am Mittwoch in Ludwigshafen mit. Geplant seien 72 Eigenveranstaltungen und 66 Gastkonzerte. Nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen gehe das größte Sinfonieorchester des Bundeslandes mit dem Spielplan «weit über den Normalbetrieb hinaus». Die Saison beginnt am 3. September in Mannheim traditionell mit dem Festival «Modern Times».
Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) sagte, das Programm wecke Interesse an außergewöhnlichen Konzertereignissen. «Daraus stechen die Konzerttournee mit dem Startenor Jonas Kaufmann und die interessant gestalteten Programme der Gastkonzerte und Konzertreihen besonders hervor.» Höhepunkte versprechen die Festivals «Modern Times» zu Beginn und das Musikfest Speyer gegen Ende der Saison.
In Speyer stehen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart im Mittelpunkt. Zu einem Konzert in der Gedächtniskirche (28.6.) wird der Pianist Joseph Moog erwartet, der in der Pfalz aufgewachsen ist. Die fünf Philharmonischen Konzerte im Ludwigshafener Pfalzbau zeichnen sich durch namhafte Werke etwa von Tschaikowsky, Beethoven und Brahms aus. Zum Saisonabschluss ist ein Wunschkonzert geplant: Für die Gestaltung können Abonnentinnen und Abonnenten ihr Lieblingswerk einreichen.
Das Motto «Wir spielen weiter. Spielen Sie mit!» bezieht sich auf ein eigens entwickeltes Orchester-Kartenspiel. Die Spielkarten sind dabei Bestandteil des Saisonhefts: Jedem Abonnementkonzert ist eine Karte aus dem Quartett zugeordnet. «Dadurch stellen wir einen direkten Bezug zwischen unseren Musikerinnen und Musikern auf der Spielkarte und dem entsprechenden Konzertprogramm her», sagte Fehlmann.
Ausstellung im Deutschen Historischen Museum: Auch Richard Wagner war Kapitalist
Berlin (dpa) - Mit Richard Wagner und Karl Marx widmet sich das Deutsche Historische Museum zwei Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, die sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Die Doppelausstellung, die von Freitag an zu sehen ist, zeigt aber: Es gibt durchaus - wenn auch in anderer Ausprägung - thematische Gemeinsamkeiten.
Während Karl Marx (1818-1883) zumindest in seiner Wirkungsgeschichte kaum noch vom Begriff Kapitalismus zu trennen ist, ließe sich nach der Einschätzung von Museumspräsident Raphael Gross Richard Wagners (1813-1883) Beziehung zu Geld, Gold, Reichtum und Produktion auch als Auseinandersetzung mit Kapitalismus beschreiben. Marx und Wagner hätten bis heute weitreichende Bedeutung für diese Auseinandersetzung, auch wenn sie darunter jeweils etwas anderes verstanden.
Nach dem bereits seit Februar geöffneten Teil «Karl Marx und der Kapitalismus», der noch bis zum 21. August läuft, ist nun von Freitag an bis zum 11. September auch «Richard Wagner und das deutsche Gefühl» zu sehen.
Die Wagner-Ausstellung zeigt rund 500 Gemälde, Grafiken und Fotografien ebenso wie Handschriften oder Bühnenbildmodelle. Thematisiert wird auch Wagners ausgeprägter Antisemitismus, der eng verbunden war mit Nationalismus.
Andere Bereiche zeigen Wagner als Zeugen der Umbrüche seiner Zeit und die Einflüsse auf sein Werk. So ist sein «Ring des Nibelungen» auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und dem sich entwickelnden Kapitalismus. Thematisiert wird, wie Wagner mit seiner Kunst eine Gefühlswelt erschloss und gleichzeitig bestens zu vermarkten wusste - auch, um seinen ausschweifenden Lebenswandel zu finanzieren.
Ein Stockwerk höher zeigt das Museum mit «Karl Marx und der Kapitalismus» die Facetten und Widersprüche des Philosophen. So setzte sich Marx unter anderem für die jüdische Emanzipationsbewegung ein. Gleichzeitig argumentierte er in seinen Schriften antisemitisch, benutzte beispielsweise Chiffren, die Juden mit einem Weltkapital in Verbindung bringen.