Nürnberg - Mit nicht enden wollenden Applaus hat das Publikum am Samstagabend in Nürnberg die Premiere von Paul Maars Orchesterkomödie "Der beste Koch der Welt" gefeiert. Das Stück aus der Feder des berühmten Kinderbuchautors wurde im restlos ausverkauften Theater Pfütze uraufgeführt. Die Inszenierung soll Kindern ab sechs Jahren, aber auch Erwachsenen einen unterhaltsamen Zugang zur klassischen Musik bieten.
Die Geiger treffen keinen Ton. Der Trommler ist völlig aus dem Takt. Die Bläser streiken. So wie in dem Stück "Der beste Koch der Welt" dürfte das Publikum die renommierten Nürnberger Symphoniker wohl noch nie auf der Bühne erlebt haben. Dass die Zuschauer die Uraufführung am Samstagabend im ausverkauften Nürnberger Theater Pfütze dennoch mit tosendem Applaus und Bravo-Rufen feierten, hatte natürlich seinen Grund: In der Orchesterkomödie gehören Misstöne ausdrücklich zum Programm.
Der fränkische Kinderbuchautor Paul Maar ("Das Sams") hat das humorvolle Stück für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene geschrieben. 33 Musiker der Nürnberger Symphoniker bilden dabei nicht einfach ein begleitendes Orchester - sondern den Kochtopf! Je nachdem welche Zutaten "der beste Koch der Welt" auf der Bühne verwendet, erklingen ganz unterschiedliche Instrumente. Gibt er Sahne in den Topf, fangen die Violinen zu spielen an. War die Sahne aber schon über dem Verfallsdatum, spielt das Orchester eben jene Misstöne, die das Publikum immer wieder zum Lachen bringen.
Maar ist Hobbykoch
Schon einmal, nämlich am Anfang seiner Karriere, hat Paul Maar sein Lieblingshobby, das Kochen, zum Thema gemacht: Das Buch "Der verhexte Knödeltopf" erschien 1970 als sein zweites Werk. Rund 50 Bücher und 41 Jahre später, gestand der 74 Jahre alte Maar in einem Chat mit Schülern, darf nun also endlich ein Koch im Mittelpunkt stehen.
In dem Märchen unter der Regie von Jürgen Decke behauptet der Besitzer eines Restaurants vollmundig, er sei der beste Koch des Landes. Seine Königin stellt ihn daraufhin auf die Probe: Er soll ihr ein köstliches wie ebenso einmaliges Gericht zubereiten - andernfalls droht ihm das Strafgericht. Bühnenbildner Andreas Wagner hat sich dazu eine fabelhafte Szenerie ausgedacht: Der Mittelpunkt der Bühne ist Küche und Dirigentenpult zugleich. Im Halbkreis sitzen die Musiker dahinter.
Klassik als leichte Kost serviert
Die Speisen, die die Königin hier kostet, werden durch klassische Meisterwerke symbolisiert: Von Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Georges Bizet über Vivaldi bis hin zu Strawinsky. Für die Zuschauer bietet die Inszenierung auf diese Weise einen unterhaltsamen Zugang zur klassischen Musik.
Köstliches Ensemble
Martin Zels, dem künstlerischen und musikalischen Leiter des Theaters Pfütze, ist die Rolle des mürrischen Chef de Cuisine wie auf dem Leib geschrieben. Er ist in dem Stück bemerkenswerter Weise zeitgleich Hauptdarsteller sowie Dirigent der Nürnberger Symphoniker. Ebenso brilliert Pfütze-Mitgründerin Regine Oßwald als tapsige Küchenhilfe. Zwei weitere Akteure machen das Werk aber erst zu einem richtigen Leckerbissen: Die Sopranistin Anne Lünenbürger begeisterte das Publikum als stimmgewaltige Königin in prächtigen Kostümen von Beatrix Cameron. Und Jürgen Heimüller stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur auf einem rollenden Klavier spielen kann, sondern auch dann ein großartiger Schauspieler ist, wenn er nur zwei Halbsätze sagen darf.
Kein Zweifel: Paul Maar ist mit "Der beste Koch der Welt" wieder ein ganz großer Wurf gelungen. Das nur knapp 60 Minuten dauernde Stück macht Groß und Klein Lust auf Klassik, mit streichzarten Tönen, einer kräftigen Prise Gesang, pfeffrigen Texten und einem unerwartet würzigen Ende.
Weitere Aufführungen finden am 21. und 22. Januar 2012, jeweils um 15 sowie 18 Uhr, im Theater Pfütze (Äußerer Laufer Platz 22, Nürnberg) statt.