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nmz 2024/07 – Seite 1

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Abgeschreckt

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Editorial von Juan Martin Koch
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„Gefühltes Wissen um die Ursachen ist für informiertes fachpolitisches Handeln nicht ausreichend.“ Was Thomas Busch, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Musikpädagogik (BFG), im Vorwort zur MULEM-EX-Studie zum Musiklehrkräftemangel schreibt, deutet es an: Dass das Lehramt Musik in Sachen Aufnahmeprüfung, Praxistauglichkeit des Studiums, Referendariat und Schulalltag nicht den allerbesten Ruf genießt, ist ein jahrzehntealtes Phänomen. Solange genügend Interessierte übrig blieben, konnte man die vielen Abgeschreckten als Kollateralschaden des Ausleseprozesses mit einer gewissen, gerne künstlerisch bemäntelten Hochnäsigkeit ignorieren. Seit der Trend bei den Bewerber- und Absolventenzahlen aber steil nach unten zeigt, kommt plötzlich Bewegung in die Sache.

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Da haben sich in einer beispiellosen konzertierten Aktion Forscher an 70 Musikhochschulen, Universitäten und Pädagogischen Hochschulen zusammengetan, um in kurzer Zeit ein fundiertes Stimmungsbild zu den (Hinter-)Gründen der Misere zu zeichnen. Was dabei überrascht, sind nicht die Ergebnisse, wohl aber die Klarheit, mit der die Autoren der Auswertung diese auf den Punkt bringen und „Handlungsoptionen“ aufzeigen (siehe die Seiten 19 und 28 in dieser Ausgabe). Einige davon – etwa ermutigendere Vorab-Informationen zur Eignungsprüfung und eine bessere Betreuung der Referendare und Berufseinsteigerinnen – wären wohl vergleichsweise unkompliziert und rasch umsetzbar. Schwieriger wird es, wenn es ans Eingemachte geht: Musiktheorie, Gehörbildung und Zweitinstrument für die Aufnahmeprüfung überdenken? Diese und damit auch das Studium und die Lehrpläne konsequent für Musikpraxen jenseits des klassisch-europäischen Kanons weiter öffnen? Da kann man den Aufschrei aus unseren Hochschul-Exzellenz-Schmieden und das Wiehern des ministeriellen Amtsschimmels förmlich schon hören…

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Dass die Hochschulrektorenkonferenz (RKM) die Studie als klaren Handlungsauftrag anerkennt und der Deutsche Musikrat (DMR) eine kurzfristige Kampagne plant, ist erfreulich. Es wird nun aber vor allem darauf ankommen, ob aus der gemeinsamen Initiative von RKM, BFG und DMR zusammen mit weiteren Akteuren tatsächlich ein – auch auf Länderebene – durchsetzungsfähiges Bündnis für langfristige Lösungen entsteht. Hier und in weiteren Bereichen, in denen aufgrund des Mangels an musikpädagogischen Fachkräften schwere Zeiten anbrechen, wartet die erste Bewährungsprobe für die neue Generalsekretärin des Deutschen Musik­rates. Viel Erfolg, Antje Valentin!

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