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Das «Dvorak-Experiment» will bei Schülern die Lust auf Klassik wecken

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Viele Jugendliche haben noch nie in ihrem Leben ein klassisches Konzert besucht. Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, hat die ARD ein einmaliges Musikvermittlungsprojekt gestartet. Bierflaschen und Pantomimentheater kommen auch zum Einsatz.

Rund 50 Schüler in dunkler Kleidung liegen auf dem Boden des Theaters und lauschen den Worten von Christina Dean. «Stellt Euch vor, Dvorak und seine Familie liegen im Bett», sagt die Musik-Redakteurin mit dem frechen Kurzhaarschnitt. «Wenn ihr das Horn hört, fangt ihr an, Euch zu regen und werdet langsam wach», sagt Dean und beginnt sich zu räkeln. Gespannt verfolgen die Sechstklässler aus Neumünster (Schleswig-Holstein) nun die ersten Klänge von Antonin Dvoraks (1841-1904) «Sinfonie aus der neuen Welt». Auf die Streicher folgt das Horn, dann kommen die Flöten. Spätestens, als die ersten Paukenschläge donnern, sind auch die Letzten aufgestanden, konzentrieren sich und beginnen mit der Choreographie zum ersten Hauptmotiv.

«Wir wollen Kinder und Jugendliche für klassische Musik begeistern und sie anregen, Musik aktiv zu hören», sagt Dean am Ende des zweistündigen Workshops. Ihr Pantomime-Kurs ist einer von zahlreichen Aktionen zum «Dvorak-Experiment», ein Musikvermittlungsprojekt, das die ARD im Frühjahr ins Leben gerufen hat. Mehr als 280 Schulen mit 15 000 Schülern aus ganz Deutschland haben sich bereits im Internet für das Projekt registriert.

Höhepunkt und Abschluss ist am Freitag (19. September) ein Konzert des NDR-Sinfonieorchesters unter Leitung von Thomas Hengelbrock, das live übers Internet in die Klassenzimmer übertragen wird. 3100 weitere Schüler werden in den Sendesälen der ARD das Konzert verfolgen, inklusive Rahmenprogramm, das von ortsansässigen ARD-Musikern gestaltet wird. «Wir hoffen, dass wir mit unserem Konzert ein großes Interesse wecken. Wenn dann der Funke überspringt, kann man damit ein Feuerwerk entfachen», ist Hengelbrock überzeugt.

«Das Problem liegt nicht darin, dass Kinder und Jugendliche klassische Musik nicht mögen, sie begegnen ihr einfach nicht mehr», sagt Dean, die beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) für die Musikvermittlung zuständig ist. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung von Anfang des Jahres unterstreicht ihre Aussage. Demnach haben nur zehn Prozent aller Unter-30-Jährigen im vergangenen Jahr ein klassisches Konzert besucht. Die Gründe waren verschieden: Ein Drittel gab an, sie hätten zu wenig Zeit, ein Drittel nannte finanzielle Gründe und das letzte Drittel erklärte, sie hätten kein Interesse an klassischer Musik. Jeder Zweite der Unter-30-Jährigen hat gar keinen Kontakt zu klassischer Musik.

Diesem Trend will das «Dvorak-Experiment», das Joachim Knuth, Programmdirektor Hörfunk beim NDR, initiiert hat und das regelmäßig weitergeführt werden soll, etwas entgegensetzen. «Die Schüler haben sich im Vorfeld mit Dvorak und seiner Musik beschäftigt und Ideen entwickelt, wie sie die Musik in ihr Leben integrieren können», sagt Dean. Herausgekommen sei eine Vielfalt von Ideen quer durch alle Altersgruppen: So habe eine Schulband das Thema des 2. Satzes auf Bierflaschen gespielt, andere Schüler einen kurzen Film gedreht «Mit Dvorak durch einen Tag» oder eine klingende Postkarte entwickelt, die Dvorak aus der neuen Welt nach Hause geschickt hat.

Während des Konzerts am 19. September im Rolf-Liebermann-Studio wird Dirigent Thomas Hengelbrock rund 300 Schülern zwischen den Sätzen von Antonin Dvorak und seiner Musik erzählen, kurze Filmberichte stellen einige Aktionen vor, es gibt Live-Schaltungen nach Berlin zu einem Schüler-Panflötenorchester und nach Köln zur WDR-Bigband. Die Schüler der Gemeinschaftsschule Brachenfeld in Neumünster, die an dem Pantomimenkurs teilgenommen haben, sind bereits begeistert. «Das war total spannend. Mir hat Spaß gemacht, wie wir zu der Musik bestimmte Bewegungen gemacht haben, die genau passen», meinte die elfjährige Emma. «Jetzt werde ich bestimmt auch mal in ein klassisches Konzert gehen.»

Carola Große-Wilde

 
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