53 Chöre in zwei Häusern einer Stadt – ein beeindruckendes Erlebnis. Das Publikum im Konzerthaus Dortmund und im Orchesterzentrum war begeistert, in den Abschlusskonzerten tobte es geradezu. Standing Ovations für den Pop-Up Chor von Anne Kohler aus Det-mold, für den Jazzchor der Universität zu Köln und für etliche weitere Ensembles. Dortmund, das Konzerthaus und das Orchesterzentrum, Stadtdirektor Stüdemann und Klangvokal-Leiter Mosgraber zeigten sich ihnen allen als exzellente Gastgeber.
Im Foyer des Konzerthauses konnte man am 30. September und am 1. Oktober erleben, wie es aussieht, wenn ein Wettbewerb zur Begegnungsstätte wird: Dichte Trauben von Menschen, Tassen und Gläser balancierend, Choruniformen über mehrere Runden von Sängern vermischt, gebückte Sänger, die Noten vom Boden aufsammeln, aufgeregte Betreuerinnen, deren Schützlinge doch gerade eben noch neben ihnen gestanden haben. Das Team um Organisations-Chef Michael Bender und Team-Koordinatorin Samantha Bockstegen versuchte Zugänge zu Einspielräumen zu bahnen, die eleganten, braun gewandeten Kräfte des Konzerthauses regelten die Pilgerströme in den Konzertsaal mit professioneller Höflichkeit. Wer einen der Wertungsräume betrat, begegnete unvermittelt einer Atmosphäre stiller und unbeirrter Konzentration. Phänomenal, was die Chöre zu Wege bringen, wie tänzerisch und mitreißend Popsätze a cappella geboten werden und wie berührend dann ein Palestrina wirkt. Zwei Fragen mussten alle Chorleiter beantworten: Hat sich die Reihenfolge der Stücke geändert? (Immer, warum eigentlich?) Sind die Tonarten so gewählt wie notiert? Wenn Sängerinnen und Sänger beim Betreten der Bühnen nervös wirkten, legte sich das schlagartig bei der freundlichen und unspektakulären Begrüßung durch die Juryvorsitzenden Fritz ter Wey, Claudia Rübben-Laux, Alfred Schulze-Aulenkamp, Jürgen Faßbender, Thomas Holland-Moritz und Enver Yalcin Özdiker.
Letzterer leitete eloquent durch die ganz neuen Kategorien der interkulturellen Chöre. Sieben Chöre sorgten für einen anregenden Stapellauf dieser Kategorien im Orchesterzentrum. Für künstlerisches Aufhorchen sorgte vor allem der Birlik Chor aus Essen von Kazim Birlik mit vier traditionellen türkischen Sätzen.
„Was daran ist für uns eigentlich anders?“, fragte die Moderatorin Anja Backhaus im Abschlusskonzert. „Eigentlich nichts“, meinte Kazim Birlik, „wir singen von Liebe, Freundschaft und Sorgen wie die Musik anderer Kulturen auch.“