Kahlschlag in Niedersachsen? +++ Förderprogramm für Ensembles +++ 30 Jahre Stockhausen-Stiftung für Musik
Nachrichten 2025/04
Kahlschlag in Niedersachsen?
Die jüngsten Ergebnisse der Musikförderung in Niedersachsen geben Grund zur Sorge mit Blick auf den Erhalt der freien Ensembles und Orchester im Flächenland: Im Vergleich zum Vorjahr fallen die Fördersummen für die mehrjährige Konzeptionsförderung erheblich geringer aus. Verdiente Ensembles der Neue-Musik-Szene sind komplett aus der Förderung gefallen. Hintergrund dieser jüngsten Entwicklungen ist eine Neuausrichtung der Förderrichtlinien 2025. Ziel der Reformen war eigentlich eine Verbesserung der Fördersituation, indem mehrjährige Förderprogramme eingerichtet sowie der Kreis der Antragsberechtigten bei der mehrjährigen Konzeptionsförderung für freie Ensembles auf weitere Genres erweitert wurde. Für diese Entwicklungen wurden aber keine zusätzlichen Haushaltsmittel bereitgestellt. Auch Rückmeldungen der Verbände zum Entwurf der Förderrichtlinien wurden nicht berücksichtigt. Lena Krause, Geschäftsführerin der Interessenvertretung FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V. richtet ihre Bedenken in einem offenen Brief an den niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs. FREO e.V. schließt sich außerdem einem gemeinsamen Positionspapier des Landesmusikrats Niedersachsen an, das von einem breiten Bündnis aus niedersächsischen Musikverbänden und weiteren musikpolitischen Akteur*innen aus der Bundesrepublik getragen wird. Darin fordern die Unterzeichnenden eine Aufstockung der Mittel und die Entwicklung einer langfristigen und nachhaltigen Gesamtstrategie für die Musikförderung. Dazu Krause: „Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten sehr frustrierend. Eine an sich sinnvolle Entscheidung, die mehrjährige Förderung für Ensembles anderer Genres zu öffnen, wird ins Gegenteil verkehrt. Denn es funktioniert eben nicht, den Kreis der Antragsberechtigten zu erweitern, OHNE das Programm mit entsprechend höheren Mitteln auszustatten …“
Förderprogramm für Ensembles
Das Podium Gegenwart des Deutschen Musikrats fördert mit dem Projekt InSzene junge Ensembles zeitgenössischer Musik in beliebiger Besetzung sowohl im organisatorischen wie im künstlerischen Bereich. Die Förderung ist auf den jeweiligen Bedarf abgestimmt. So werden die Geförderten ganz individuell in Szene gesetzt. Um den Start in die Professionalität zu erleichtern, bietet Podium Gegenwart den Ensembles eine beratende Anlaufstelle für Themen wie Projektplanung, Vertragsrecht oder Mittelakquise und organisiert entsprechende Seminare und Coachings. Die Entwicklung einer optimalen Außenwirkung wird etwa durch hochwertige Audio- und Videoaufnahmen oder professionelle Webseiten gefördert. Auch Probenphasen zur künstlerischen Entwicklung oder die Vergabe von Kompositionsaufträgen können unterstützt werden. Insgesamt sollen die Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Infrastruktur der Ensembles geschaffen und das dafür notwendige Know-how vermittelt werden. Ziel des Programms InSzene ist es, die Ensembles in ihrer professionellen Entwicklung zu stärken und so nachhaltige Impulse für Weiterentwicklung und Vielfalt in der neuen Musik zu setzen.
Bis 16. Mai 2025 können sich Ensembles in ihrer Gründungsphase um die Förderung durch InSzene bewerben. Die Ensembles (inklusive Vokalensembles) sollten in Deutschland ansässig sein, ihren Schwerpunkt im Bereich zeitgenössische Musik haben, vielversprechende Projektideen und eine hohe künstlerische Qualität mitbringen. Ausschreibung und weitere Informationen unter https://www.podium-gegenwart.de
30 Jahre Stockhausen-Stiftung für Musik
Mit Dankbarkeit zurückblicken und mit Vertrauen und Mut nach vorn schauen: Vor 22 Jahren fand die Uraufführung von HOCH-ZEITEN, der 5. Szene von SONNTAG aus LICHT statt. Es ist ein Werk für 5 Orchestergruppen, die gleichzeitig mit 5 Chorgruppen auftreten, die sich in einem anderen Saal befinden. Das Werk feiert die mystische Vereinigung der Ehe auf allen Ebenen der Existenz, und der Text, der aus Liebesgedichten besteht, wird vom Chor gleichzeitig in 5 Sprachen gesungen: indisch, chinesisch, arabisch, europäisch und afrikanisch. „Meine Absicht ist Versöhnung“, sagte Stockhausen in einem Interview im Anschluss an die Uraufführung. Seine Intention, die bereits seine frühen Werke kennzeichnete, blieb bis zu seinem Tod unverändert.
Und deshalb bleibt es die Intention der Stockhausen-Stiftung für Musik, die im vergangenen Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feierte, Frieden und Wohlwollen durch die Sprache der Musik zu verbreiten.
2025 begann in diesem Sinne im Januar mit einer Probenwoche für eine Neuproduktion von STIMMUNG, einem der bekanntesten Werke Stockhausens, mit einer Gruppe junger Gesangssolisten aus vier Nationen: Sophia Körber (Deutschland), Fee Suzanne de Ruiter (Niederlande), Kathryn Wieckhorst (USA), Johannes Mayer (Deutschland), Owain Browne (Großbritannien) und Luciano Lodi (Deutschland). Sie werden von zwei Mitgliedern der ursprünglichen STIMMUNGs-Gruppe unterrichtet: Helga Hamm-Albrecht und Hans-Alderich Billig. https://www.karlheinzstockhausen.org
- Share by mail
Share on