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Der Fertigstellungstermin zur Sanierung der Bonner Beethovenhalle ist für Mai 2021 angesetzt – ob das klappt, ist weiter fraglich. Foto: Guido Krawinkel

Der Fertigstellungstermin zur Sanierung der Bonner Beethovenhalle ist für Mai 2021 angesetzt – ob das klappt, ist weiter fraglich. Foto: Guido Krawinkel

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Was macht eigentlich… die Beethovenhalle

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Drangeblieben 2024/11
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Gibt es sie wirklich noch, die guten alten „Zeichen und Wunder“? Es scheint zumindest gelegentlich so, jedenfalls wenn man die Bonner Beethovenhalle betrachtet, die – Trommelwirbel – tatsächlich ihrer Fertigstellung näher zu kommen scheint. Im Dezember dieses Jahres soll dort der letzte Handschlag getan werden, ein Jahr später, am 16. Dezember 2025, soll die Eröffnungssause steigen. 

 

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Aber, wie jeder Bauherr weiß: Termine sind oft Schall und Rauch, insbesondere bei solch ebenso berühmten wie berüchtigten Sanierungsfällen. Wenn offiziell der letzte Handschlag getan ist, heißt das noch lange nicht, dass es nichts mehr zu tun gibt. Das Jahr nach der offiziellen Vollendung will man unter anderem für die Optimierung aller Betriebsabläufe nutzen und die Halle einspielen. 

In letzter Zeit scheint sich zudem tatsächlich so etwas wie eine vorsichtige Aufbruchstimmung zu verbreiten, das war jedenfalls bei einem Baustellenkonzert zu spüren, dass das Beethovenorchester für alle Beteiligten der Bauarbeiten auf der Baustelle gegeben hat. Da standen wieder einmal alle Gewerke still, ausnahmsweise allerdings aus einem guten Grund: Mit der Meistersingerouvertüre von Richard Wagner setzte man im schon gerüstlosen aber noch kahlen Saal einen passenden Auftakt. Beethoven durfte mit drei Sätzen aus seiner fünften Sinfonie natürlich nicht fehlen und zum Schluss ließ man es mit Strauss noch ordentlich „donnern und blitzen“. 

Die Akustik war natürlich mit Vorsicht zu genießen: das Parkett war mit Bauplatten abgedeckt und auch an den Wänden und der in historisch korrekt rekonstruiertem Vanillegelb erstrahlenden Decke ist noch das ein oder andere zu tun. Sie soll jedenfalls besser werden, schließlich hat man das originale, nach einem Brand Mitte der 1980er Jahre nicht wiederhergestellte Akustikkonzept nun wieder rekonstruiert und an einigen Stellen auch verbessert. Die damit beauftragte Akustikfirma hat mit Arbeiten am Dresdner Kulturpalast und an der Tonhalle Düsseldorf renommierte Expertise. 

Es scheint, als sei dem als Retter in der Not engagierten und krisenerfahrenen Projektleiter Steffen Göbel der Turnaround geglückt, auch wenn das mit einigen Opfern verbunden war. Nach langem Streit, einer zwischenzeitlichen Einigung und neuerlichem Hickhack wurde das Architekturbüro NSA mit einem Abfindungsvertrag am Ende doch von seinen Aufgaben entbunden und nachdem auf der Baustelle zeitweise kaum noch etwas lief, kam wieder Schwung in die Sache. Nun verkneift sich selbst Generalmusikdirektor Dirk Kaftan, sonst nie um einen bissigen Seitenhieb in Sachen Beethovenhalle verlegen, jeden Kommentar und verbreitet Zuversicht. Einer musste beim Baustellenkonzert dann aber doch noch sein: Kaftan, der nun zum ersten Mal in „seiner“ Halle konzertierte, verwies auf einen Passus in seinem Vertrag, der klarstellt, dass er wisse, ein Jahr ohne Beethovenhalle planen zu müssen. Zur Erinnerung: Kaftan amtiert seit 2017 in Bonn. Die Lacher hatte er jedenfalls auch dieses Mal auf seiner Seite. 

Auch die lange Zeit immer weiter aus dem Ruder gelaufene Kostenseite scheint Göbel unter Kontrolle zu haben. Eine eingeplante Reserve hat man jedenfalls noch nicht angetastet, obwohl der Kostendruck etwa aufgrund von originalgetreu rekonstruierten Lampenkörpern (Kostenpunkt: 270.000 Euro) und zwar schon sanierten, aber – wie sich erst beim Einbau herausstellte – zwischenzeitlich korrodierten Heizkörpern (Kostenpunkt: noch offen…) nicht sinkt. 

Bei der zweiten Bonner Kulturbaustelle, dem maroden Opernhaus, will man solche Probleme vermeiden und geht die Sache gründlicher als gründlich an. „Im Zuge der nächsten Schritte zur Feststellung der Sanierungsfähigkeit werden derzeit die Voruntersuchungen der Theaterliegenschaften durchgeführt, um die bauliche Ausgangsbasis zu erfassen. Diese Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss, werden dann zunächst stadtverwaltungsintern vorgestellt und anschließend die konkrete weitere Vorgehensweise abgestimmt. Die ursprünglich vorgesehene Erarbeitung dieser Unterlagen bis Sommer 2024 hat sich wegen der praktischen Umsetzung der Beauftragungen und der teilweise sich ergebenden erforderlichen Tiefe der Ermittlungen etwas verzögert“, heißt es aktuell seitens der Stadt. Da besteht also zumindest noch Hoffnung, auf dass es keine „Zeichen und Wunder“ braucht. 

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