Der sorgsame Umgang mit den Rundfunkbeiträgen der Bürger ist eine Tugend, die die Rundfunkverantwortlichen vorbildlich verinnerlicht haben, denn dies soll mittlerweile um jeden Preis geschehen, allen voran auf Kosten von Qualität und Vielfalt. So blickt insbesondere der Sender Bayern 2 auf radikale Umgestaltungsmaßnahmen. Aber auch mit den BR-eigenen Immobilien soll „sorgsam“ gewirtschaftet werden.
Geplantes Ideal versus gelebte Realität
Um den geplanten Reformen Widerstand zu leisten hat Autorin Eva Demmelhuber zu einer Kundgebung am 19. September aufgerufen, wozu sich mehr als hundert Mitarbeiter und langjährige Angehörige des BR auf dem Rundfunkplatz versammelt haben. Zu den teilweise per Audiobotschaft zugeschalteten Unterstützern und Rednern zählen Gert Heidenreich, Axel Milberg, Konstantin Wecker sowie Chor und Symphonieorchester des BR.
Auftakt zur Kundgebung war ein Audioclip mit Material aus 60 Jahren Bayern 2. Die Veranstalter zeigten dadurch, wie breit gefächert das Angebot des Rundfunks schon immer war: von den Nachrichten und dem Wetter, über Radiolesungen und Medizinratgeber bis zu den vielleicht heute nicht mehr politisch korrekten Haushaltstipps für Frauen und Morgengymnastik. Es sollte den Verantwortlichen, allen voran der BR-Intendantin Katja Wildermuth veranschaulichen, dass Vielfalt die deutsche Rundfunklandschaft ausmacht. Dort ist man „für gelebte Praxis leider Taub, was für eine Hörfunkchefin leider traurig ist“, wie Gert Heidenreich feststellt. Die ARD will Fakten schaffen und redet bereits von Kultur-Offensive. Damit meint ARD-Intendant Kai Gniffke das Wegrationalisieren von Literatur- und Musiksendungen, in summa ein Verlust an Vielfalt und an guten Sendeplätzen.
Kulturbeiträge sollen in mehrstündigen Magazinformaten in die Bedeutungslosigkeit entlassen werden.
Und Wildermuth ist willfährige Anhängerin dieses am eigenen Haus betriebenen Vandalismus. Doch in Zeiten der Verengung von Meinungskorridors und des Verlusts an gelebter Demokratie brauche man das Radio „als hörbares Denken“. Es scheint allerdings nach Ansichten der Intendanz kein Bedarf mehr für Kreativität und vielfältiges Denken zu geben.
Das Radio, das immer „den Hintergrund im Vordergrund“ hatte, soll durch Verallgemeinerung banalisiert, Redakteure zu „Zulieferern“ der Kultur degradiert werden.
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