In der fünften Folge unserer Autoren-Tipps im langen Monat Mai empfehlen wir Übertragungen aus der Frankfurter Musikhochschule, von den Weimarer Frühjahrstagen, aus Opernhäusern in Chemnitz, Berlin und Dresden, vom Freiburger Barockorchester sowie von der Dirigentin und Pianistin Eva Meitner.
Ab 29. Mai
Abschlusskonzerte des IEMA Ensembles Frankfurt
Live-Video-Stream, danach bis 5. Juni verfügbar
Auch die Musikhochschulen sind wichtige Konzertveranstalter und entsprechend vom Lockdown betroffen. Zu den Häusern, die einen Teil ihrer entsprechenden Aktivitäten ins Netz verlegen, gehören die Musikhochschulen Freiburg (Live-Stream Freitag, 29.5., 19.30 Uhr), München (YouTube-Kanal, nächste Termine, jeweils um 15.00 Uhr: 5,. 6. und 8. Juni, Terminübersicht hier) und Frankfurt.
An der HfMDK Frankfurt waren die Frühjahrskonzerte des International Ensemble Modern Academy Ensembles für Anfang April geplant. Nun präsentieren die jungen Musikerinnen und Musiker an drei Tagen ihre Prüfungskonzerte digital: Die drei Konzerte am 29. und 31. Mai sowie am 1. Juni werden jeweils um 19.30 Uhr auf dem YouTube-Kanal der IEMA übertragen – ergänzt durch Erläuterungen und Videoeinspielungen während der Pausen. Neben „Klassikern“ wie Elliott Carter, Mauricio Kagels „Pas de cinq“ oder einem Werk mit Film von Tristan Murail stehen Stücke mit Elektronik und Uraufführungen auf dem Programm. Nach dem Live-Streaming stehen die Konzertvideos bis zum 5. Juni 2020 online zur Verfügung. [Juan Martin Koch]
29. Mai bis 1. Juni
Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik 2020
Live-Video-Streams (Programmübersicht)
Leider schrammen auch die diesjährigen Weimarer Frühjahrstage, Thüringens kleines, aber feines Festival für zeitgenössische Musik, an den beginnenden „Lockerungsübungen“ im Zusammenhang der Corona-Pandemie knapp vorbei und müssen komplett ins Internet ausweichen. Das aktuelle Programm darf man über die Pfingsttage auf YouTube oder Facebook via Stream erleben. Alle Konzerte werden live übertragen: Das Ensemble Adapter sendet aus Berlin ein interessantes Programm mit Kompositionen von Paul Clift, Barblina Meierhans, Joanna Bailie, Mohammad H. Javaheri, Jesper Pedersen und Natacha Diels (29.5.). An Pfingsten sind dann die bewährten Lokalmatadoren an der Reihe: Das erfrischend unkonventionell besetzte Ensemble Miet+ (Saxophon, Gitarre, Akkordeon, Kontrabass, Keyboards, Elektronik) erfreut mit Stücken zwischen Komposition, Improvisation und Multimedia (30.5.). Das ensemble via nova wird, teils verstärkt durch das ART Ensemble NRW, Kompositionen von Miro Dobrowolny, Theodor Pauß, Norbert Laufer, Giordano Bruno do Nascimento, Erik Janson, Johannes K. Hildebrandt, Ulrich Kreppein, Michael Quell, Hubert Hoche, Gabriel Irayni, Moritz Eggert zum Besten geben (31.5/1.6.). Für kammermusikalische Vielfalt ist also gesorgt, auch wenn mancher Name hier vorhersehbar ist. Leider mussten die Preisträgerkonzerte der traditionellen Kompositionswettbewerbe für Kammermusik und Orchester auf Anfang September verschoben werden. [Dirk Wieschollek]
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CD-Aufnahmen in Corona-Zeiten – Philippe Tondre
„Wie frische Luft atmen“, empfindet Philippe Tondre die Arbeit an seiner neuen SWR-Koproduktion: Der Solo-Oboist des SWR Symphonieorchesters spielt zurzeit gemeinsam mit Pianistin Danae Dörken das komplette Schumann-Repertoire für Oboe und Klavier ein. Und endlich ist so viel Zeit, wie man es sich immer wünscht: fürs Einspielen, Abhören, neu Aufnehmen – und vielleicht auch, um Schumanns Musik noch besser zu verstehen. Der Preis dafür? Der Mund-Nasen-Schutz ist (fast) immer dabei. nmzMedia-Video im Auftrag des SWR, zu sehen unter: https://www.swr.de/swrclassic/symph…
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Ab 30.Mai
Aus ferner Nähe. Radiogala in Zeiten der Coronapandemie aus der Oper Chemnitz
Samstag 30. Mai 2020, 19.05 bis 22.00 Uhr: Liveübertragung der Radiogala auf Deutschlandfunk Kultur, MDR Kultur und MDR Klassik , im Anschluss in deren Mediatheken verfügbar (Informationen und Programm auf der Homepage der Oper Chemnitz).
Zuletzt wurde die Zahl von 18 Musiktheatern Mitteldeutschlands genannt, die Künstler*innen zu einer Live-Gala mit Klavierbegleitung (aufgrund der aktuellen Situation), Zuspielungen aus MDR-Aufnahmen und Gesprächsbeiträgen in die Oper Chemnitz entsenden, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Selbst- und Hintergrunddarstellungen aus der dichten Musiktheater-Landschaft von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in schwieriger Zeit. Zu Wort kommen Intendant*innen, Regisseur*innen und Spartenleiter*innen. Durch das musikalische Programm führt Dr. Ulrich Ruhnke (Chefredakteur des Magazins „Oper!“). Moderiert wird von Bettina Volksdorf (MDR Klassik) und Stefan Lang (DLF Kultur) [Roland H. Dippel]
30. Mai bis 1. Juni
Wagners „Rienzi“ an der Deutschen Oper in Berlin
vom 30. Mai bis 1. Juni 2020 von 10:00 Uhr bis 10:00 Uhr als Video on Demand via Startseite der Deutschen Oper Berlin
An der Deutschen Oper steht Stefan Herheim schon für einen neuen „Ring“ in den Startlöchern. Richard Wagner gehört dort zum Programm, ist also per se nichts Besonderes. „Rienzi“ aber schon. Das letzte Werk, bevor der Meister für Bayreuth zu zählen begann, ist weniger durch musikalische Traditionalismen belastet, als vielmehr durch die Rezeptionsgeschichte kontaminiert. Regisseur Philipp Stölzl hat das vor zehn Jahren zum Kern seiner Inszenierung (Besprechung am 25.01.2010 auf nmz Online von Peter P. Pachl) gemacht, und das ganze monströs hybride Volkstribunen-Tam-tam gleich zwischen Obersalzberg und Reichskanzleibunker angesiedelt. Hitlers Lieblingsoper als Drehbuch für dessen ‚Machtergreifung‘ – das funktionierte auf der Bühne verblüffend gut und hatte für die Video- bzw. vorliegende DVD-Variante die Leinwandaffinität des Regisseurs auf ihrer Seite. Und mit Sebastian Lang-Lessing am Pult des Orchester der Deutschen Oper, Torsten Kerl in der Titelpartie, der dunkelsatt leuchtenden Kate Aldrich als Adriano und Camilla Nylund als Irene beeindruckende Protagonisten an der Spitze des Ensembles. Eine lohnende Wiederbegegnung, die an Aktualität noch gewonnen hat. [Joachim Lange]
31. Mai
Streichquartett des Freiburger Barockorchesters
Live-Video-Stream am 31.5. um 19.00 Uhr
Ein Innenhofkonzert hat das Streichquartett des Freiburger Barockorchesters schon gespielt. Jetzt sind Gottfried von der Goltz (Violine 1), Petra Müllejans (Violine 2), Christa Kittel (Viola) und Stefan Mühleisen (Cello) am 31. Mai um 19 Uhr in einem Live-Stream mit vier Fantasien von Henry Purcell und Quartettsätzen von Haydn (Op. 103 Hob. III:83), Mozart (KV 157) und Beethoven (op. 18/6) aus dem Freiburger Ensemblehaus zu erleben. Das von mehreren Sponsoren unterstützte, neue Streamingprojekt „infreiburgzuhause“ ist ein Versuch, die reiche Kulturszene der Stadt abzubilden und den freischaffenden Künstlern bezahlte Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Den Anfang machte am 27. Mai die Jazzsängerin Cécile Verny aus dem Jazzhaus Freiburg. Für die digitalen Veranstaltungen können Tickets zwischen 5 und 20 Euro gekauft werden. Gerade für das international renommierte, als GbR organisierte Freiburger Barockorchester, das vom Lockdown besonders hart getroffen war, ist dieses Streaming-Konzert eine gute Möglichkeit, ein musikalisches Lebenszeichen in die Welt hinauszusenden. [Georg Rudiger]
4. Juni
„SEMPER:Donnerstag“ mit Liebeslieder-Walzern von Johannes Brahms
Video-Stream
Donnerstags in die Oper? Das war einmal und wird hoffentlich auch bald wieder so sein. Doch in Dresden heißt es nun bis auf weiteres: Donnerstags aus der Oper – und ins weltweite Netz! Auf www.semperoper.de gibt es fortan regelmäßige Darbietungen mit namhaften Künstlerinnen und Künstlern. Noch ist die Semperoper Dresden geschlossen, doch der Probenbetrieb hat längst wieder begonnen. Um das Publikum ein wenig zu entschädigen, startet das Haus nun ein neues Streaming-Angebot namens „SEMPER:Donnerstag“:
Seit 28. Mai werden im wöchentlichen Wechsel konzertante Formate mit Künstlerinnen und Künstlern des Hauses präsentiert. Zum Anfang dieser Reihe waren Lieder von Richard Strauss zu hören, gesungen von Christa Mayer, Tuuli Takala und Sebastian Wartig, am Klavier begleitet von Johannes Wulf-Woesten (nachzuhören hier). Am Donnerstag, den 4. Juni erklingen in diesem Rahmen die Liebeslieder-Walzer von Johannes Brahms, es singen die Mitglieder des Solistenensembles Katerina von Bennigsen, Stepanka Pucalkova, Gerald Hupach und Matthias Henneberg, begleitet von Piotr Kaczmarczyk und Clemens Posselt am Klavier. Um ein künstlerisch wie technisch hochwertiges Produkt zu garantieren, wird diese Reihe vorab aufgezeichnet und produziert. [Michael Ernst]
Bis auf weiteres verfügbar
Eva Meitner: Coco – Corona concerts
Täglich: YouTube-Kanal
Am 21.3.2020 hat die Dirigentin und Pianistin Eva Meitner das Miniatur Konzertformat Coco (Corona Concerts) gestartet und spielt jeden Tag ein kleines Stück auf ihrem Toy Piano, das auf ihrem YouTube Kanal hochgeladen wird. Dazu gibt es eine eigene Coco Playlist auf YouTube. Das Repertoire reicht von alter Musik bis zu Pop- und Rockmusik (von Arno Lückers Version der „Für Elise“ auf „Abstand“ bis „Stairway To Heaven“). Wer Lust und Laune hat, kann sich einzelne Piecen auch als Klingelton im mp3-Format herunterladen. Tolle Aktion, der man sich ein größeres Publikum wünschte. [Martin Hufner]