Einige der wichtigsten Festivals entstanden in den 1920er- und 1930er-Jahren: 1920 Salzburg, 1921 Breslauer Festspiele und Donaueschingen, 1934 Glyndebourne, 1938 die Luzerner Festwochen. Die meisten existieren noch heute, aber man kann Ermüdungserscheinungen konstatieren. Während ehemalige Leitmedien über die Modefarbe Pink in Salzburg räsonieren oder wieder einmal über die Zukunft der Bayreuther Festspiele, wirft die neue musikzeitung im Festivalsommer 2023 ihren Blick auf Kleines, aber Feines, natürlich auch auf Zeitgenössisches und bevorzugt dahin, wo Liebe zur Sache und Engagement mehr wert sind als die Rendite, die man mit dem Vertrauensgut Musik ja durchaus erzielen kann. Begleiten Sie uns bei einem Streifzug durch Festivals in München, im Ruhrgebiet, in Montepulciano, Darmstadt, Weikersheim und auf Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land.
Routine nicht erwünscht
Festivals der neuen Musik und der Klassik stehen nicht so extrem unter finanziellem Druck wie ihre populären Geschwister in den Fußbalstadien und Arenen, teils weil sie subventioniert sind, teils da sie nicht so kostenintensiv sind, was Gagen und Technik angeht. Festivals stehen oft einfach auch deshalb gut da, weil ihnen das Publikum nach der Pandemie treu geblieben ist. Insbesondere nach Corona ist es der Wunsch der Leute, zusammenzukommen und sich zu begegnen. Die Menschen wollen sich spüren in einer Erfahrung, die sie gemeinsam machen. Darin unterscheiden sie sich nicht von den Besuchern eines Fußballspiels. Das Festival ist insbesondere dann eine Chance für Klassik und Gegenwartsmusik, wenn es nicht Teil einer Aufführungsroutine ist. Was ist es also, was die Leute auf die Festivals treibt? Darüber muss man nachdenken, wenn man will, dass sie ihre vier Wände verlassen, mal den Stream unterbrechen und ins Konzert kommen. Das herauszufinden war unter anderem die Absicht dieser nachsommerlichen Ausgabe der nmz, in der wir ganz unterschiedliche Festivals unter die Lupe genommen haben, die aber alle Eines eint: Sie stehen paradigmatisch für zeitgemäße Konzertdramaturgien.
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